22. Juni 2022

150 Jahre Sängervereinigung

Ein Blick in die Geschichte des ältesten Ortsvereins

Der Vorstand der Sulzbacher Sängervereinigung im Jubiläumsjahr! Unten von links: Barbara Mainka, Luise Christian, Brigitte Boje. Oben von links: Mechthild Geis, Gisela Weigelt, Renate Schoppet und  Michael Krauß. Auf dem Foto fehlt Georg Bäker. Foto: Mirwald

Mit einem Jubiläumsempfang mit geladenen Gästen am Sonntag, 3. Juli, im Bürgerzentrum Frankfurter Hof und „Swinging Birthday“ mit Helt Oncale und seiner Texas House Band am Samstag, 9. Juli, in der Eichwaldhalle startet die Sulzbacher Sängervereinigung die Festlichkeiten zum 150-jährigen Vereinsjubiläum.

Seit 1872 bereichert der größte Ortsverein, der derzeit rund 140 Mitglieder zählt, das kulturelle Leben der Gemeinde Sulzbach. Nahezu 50 Sängerinnen und Sänger treffen sich nach der Corona-Zwangspause wieder mittwochs um 19 Uhr im Saal des Bürgerhauses am Platz an der Linde unter der Leitung des Dirigenten Heinz Marosch und proben jetzt speziell für die Auftritte im Jubiläumsjahr.
Als am 24. März 1872 der Gesangverein Germania gegründet wurde, zählte Sulzbach gerade mal rund eintausend Einwohner. Heute sind es mit dem Stand vom 31. Dezember 2021 9.559 Einwohner. Nach der Germania wurden in Sulzbach mit der Gesangsabteilung des ehemaligen Turnvereins, der Freien Turn-und Sangvereinigung und der Eintracht weitere Chöre ins Leben gerufen.
Aus diesen vier Vereinen bildete sich am 26. März 1946 die Sängervereinigung. Der Grund: Die Militärregierung gestattete 1946 die bis dahin untersagte Vereinstätigkeit wieder. Allerdings war für Gemeinden bis zu 3.000 Einwohnern – dazu zählte Sulzbach damals – nur eine Chorgemeinschaft erlaubt. Der Gesangverein Eintracht scherte später aus dem neuen Verbund aus, stellte später aber alle seine Aktivitäten ein.
Die Sängervereinigung dagegen blühte auf und trat zeitweise mit mehr als 60 Akteuren auf. Zunächst dominierten noch die Männer. 1970 wurde ein Frauenchor gegründet, und so nach und nach wendete sich das Blatt. Heute sind die Männer in der Unterzahl. Aber Chorleiter Heinz Marosch, der seit 17 Jahren in Sulzbach tätig ist, hat ein gutes Händchen, um die Frauen- und Männerstimmen zu einer Einheit zusammenzuführen. Er begeistert die Chormitglieder immer wieder mit neuen Ideen und einem Repertoire, das eine gute Mischung zwischen klassischen Titeln, aber auch Songs von Elvis Presley, Udo Lindenberg, den Beatles und Peter Maffay umfasst.
1974 wurde sogar ein Kinderchor gegründet, der unter der Leitung von Doris Anders zeitweise 90 Mitglieder zählte, 1986 aber wieder aufgelöst wurde, weil das Interesse nachließ.
Die Sängervereinigung brillierte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bei Wettbewerben und Konzerten, brachte sich aber auch darüber hinaus in das Sulzbacher gesellschaftliche Leben ein. Sie ging viel auf Reisen, unter anderem in die Sulzbacher Partnerstädte, und hatte auf jeder Tour natürlich die Notenblätter mit im Gepäck.
Der Verein beteiligte sich an Straßenfesten und veranstaltete 26 legendäre Fastnachts-Maskenbälle, zunächst im Saal des Gasthauses „Zum Taunus“ und dann in den Eichwaldhallen. Zwei Musikkapellen, eine große Sektbar in der kleinen Eichwaldhalle und weit mehr als eintausend Besucher, so dass sogar wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Das waren goldene Zeiten, als viele ehrenamtliche Helfer gefordert waren, aber auch viel Geld in die Vereinskasse sprudelte.
Gefeiert wurde immer gerne bei dem ältesten Sulzbacher Ortsverein, so beim 100-jährigen Jubiläum 1972 mit Stars wie Rolf Braun und Fred Bertelmann und beim 125-Jährigen 1997 mit den Mainzer Hofsängern.
In der Jahreshauptversammlung am 25. Januar 1991 übernahm mit Brigitte Boje erstmals eine Frau die Leitung des Vereins als Vorsitzende. Nach 30 Jahren wollte sie im September 2021 eigentlich nicht mehr kandidieren, sagte aber: „Für das 150-jährige Jubiläum geben ich noch einmal Vollgas.“
Vollgas gibt sie von Anfang, umschifft als Steuerfrau mit Herzblut und Fachwissen viele Klippen und brachte neue Ideen ein. Sie rief 1992 eine neue konzertante Veranstaltung unter dem Namen „Herbstzeitlose“ ins Leben. Mit einem zweiteiligen Programm, unterbrochen von einer Kaffeepause, das stets vor vollem Haus präsentiert wird.
Die „Herbstzeitlose“ fehlt auch im Jubiläumsjahr nicht. Am Sonntag, 13. November, wird der Chor um 15 Uhr im Bürgerzentrum Frankfurter Hof auftreten, und zudem kommt Graham Bonney als Stargast.
Zuvor findet am Sonntag, 18. September, um 15 Uhr im Bürgerzentrum Frankfurter Hof ein Festkonzert mit dem Jubiläumschor, befreundeten Chören und dem Ensemble „Voice Ten“ statt.
Im Jubiläumsjahr herrscht Frauenpower bei der Sängervereinigung. Mit der Vorsitzenden Brigitte Boje sowie Gisela Weigelt, Barbara Mainka, Luise Christian, Renate Schoppet und Mechthild Geis dominieren die Frauen im Vorstand, dem noch Georg Bäker und Michael Krauß angehören. mw

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert