22. September 2023

Jedes Kind braucht eine Zukunft

Unicef-Ausstellung ist noch bis 6. Oktober im Rathaus zu sehen

Sichtlich bewegt führte der Sulzbacher Winfried Watermann, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für Unicef engagiert, Bürgermeister Elmar Bociek durch die Ausstellung „75 Jahre Unicef" im ersten Stock des Rathauses. gs/Foto: Gemeinde

Am Dienstagnachmittag wurde im Sulzbacher Rathaus die Ausstellung „Kinder zuerst“ des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen „Unicef“ anlässlich des 75. „Geburtstags“ der Organisation von dem Sulzbacher Unicef-Botschafter Winfried Watermann und Bürgermeister Elmar Bociek eröffnet.

Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 6. Oktober, im Sulzbacher Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. „Übrigens wird die Ausstellung in den nächsten Monaten auch in einigen Städten im Main-Taunus-Kreis gezeigt“, berichtete Winfried Watermann von Unicef Frankfurt.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Arbeit und Ziele von Unicef und zeigt, wie sie sich im Laufe der vergangenen 75 Jahre von einer reinen Nothilfe- hin zu einer Entwicklungsorganisation verändert hat. „Sie veranschaulicht den eindrucksvollen Weg der internationalen Kinderhilfsorganisation von ihren Nachkriegsanfängen über konkrete Zielsetzungen und Maximen bis hin zu beispielhaften Projekten“, erklärte Bürgermeister Elmar Bociek.
„Ziel und Motto von Unicef war und ist: Jedes Kind braucht eine Zukunft, in der es gesund und sicher groß werden, sich entwickeln und gestalten kann. Das beginnt bereits im Mutterleib. Deshalb begleitet Unicef auch Frauen in der Schwangerschaft“, informierte der Sulzbacher Unicef-Botschafter die Besucherinnen und Besucher.
Als Kind des zweiten Weltkriegs startete alles mit Milch, Fett und Lebertran für die unterernährteren und kranken Kinder im Nachkriegseuropa. Elf Millionen Kinder seien damals gegen Tuberkolose geimpft worden, fünf Millionen Kinder bekamen Kleidung, Decken und Schuhe – auch in Deutschland.
„In den 50er und 60er Jahren ging es in Afrika, Asien und Lateinamerika um die Bekämpfung von Malaria, und Pocken. In den 70ern setzte sich Unicef dafür ein, dass jede Familie Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene bekam. In den 80er Jahren ging es um einfache Verfahren und Massnahmen, um das Überleben zu sichern. Es starteten Impfkampagnen und regelmässige Gewichtskontrolle bei Millionen von Kindern. In den 90ern verabschiedete die UN die KInderrechtskonvention, die jedem Kind auf der Welt das Recht auf Schutz, Förderung und Beteiligung garantiert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden schließlich die Milleniumsziele verabschiedet, um Armut zu bekämpfen und menschenwürdige Lebensbedingungen zu erreichen“, gab Winfried Watermann einen kurzen Abriss über die Unicef-Arbeit der vergangenen Jahre.
Aktuell sterben laut dem Unicef-Botschafter jedes Jahr immer noch über sechs Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an leicht vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, Malaria und Lungenentzündung. Impfkampagnen, Moskitonetze und die Ausbildung von Freiwilligen vor Ort würden helfen, häufige Kinderkrankheiten zu reduzieren, gerade in ländlichen Gebieten.
Ebenso sollten alle Kinder eine gute Grundausbildung erhalten. „Dafür bauen wir Schulen, stellen Schulmaterial zur Verfügung, stellen Lehrer ein und bezahlen sie in den Anfängen. Für 160 Euro gibt es eine „Schule in der Kiste“, in der für 50 Kinder alles drin ist, Stifte, Tafeln und Bücher“, berichtete Winfried Watermann.
Immer noch lebten Millionen Kinder auf der Straße, würden geschlagen oder sexuell missbraucht. Psychosoziale und medizinische Hilfe werde über angestellte Sozialarbeiter zur Verfügung gestellt. Arbeitende Kinder würden in die Schulen zurückgebracht und die Familien dabei finanziell unterstützt. „Wir machen Ausbildungsangebote und geben Geld zur Existenzgründung, wie beispielsweise Geld für Nähmaschinen“, erklärte der Unicef-Botschafter.
„Der Öffentlichkeit wird nachhaltig und sehr schmerzlich vor Augen geführt, dass Kinder in Krisensituationen die schwächsten Glieder sind, denen Gewalt und Missbrauch unumkehrbare körperliche und bleibende seelische Schäden zufügen. Unicef geht in der Mission voran, gefährdete oder betroffene Minderjährige zu schützen, sie aus unerträglichen Situationen zu befreien, es aber möglichst gar nicht erst dazu kommen zu lassen, dass Leid und Elend über sie hereinbrechen“, beschrieb Elmar Bociek die aktuelle Ausstellung.
Die fünf Haupt-Engagements von Unicef sind Gesundheit und Ernährung, Wasser und Hygiene, Bildung, Kinderschutz vor Gewalt und Ausbeutung sowie Hilfe in Notsituationen. Etwa 355 Millionen Kinder unter fünf Jahren seien bei der Ernährung unterstützt worden, am Horn von Afrika, in Somalia und Kenia. Bei der größten Impfkampagne der Welt, die jemals gemacht wurde, seien zwei Milliarden Impfdosen gegen Masern, Tetanus und allein 980 Millionen Mal gegen Covid in 143 Ländern ausgegeben worden. In Libyen wurden und werden nach der Flutkatastrophe und ebenso in Marokko nach dem Erdbeben kinderfreundliche Orte in den Krisenregionen gebaut. Für 50.000 Euro könnten sechs Zelte mit Spiel und Bildungsausstattung für jeweils 55 Kindern zur Verfügung gestellt werden.
Hilfe gäbe es weltweit. „In Kopenhagen befindet sich das größte humanitäre Lager der Welt – drei Fussballfelder groß – mit 1.200 Standardhilfsgüter, Hygieneartikel, Medikamente, Kleidung, Decken, Moskitonetze, Spiele und Lernmaterial. In 2022 wurden 480.000 Tonnen davon versendet. 20.000 vollbepackte Sattelschlepper sind in der Regel in maximal 72 Stunden bei Erdbeben-, Flutsituation oder anderen Krisensituationen vor Ort. 400 Mitarbeiter sind für Einkauf, Lagerung und Transport zuständig, das Material wird oft in der Region bestellt“, weiß Winfried Watermann.
Deutschland sei nach den USA das Land, dass sich finanziell am meisten engagiert, mit weit über einer Milliarde Euro aus verschiedenen Bundeshaushalten. 8.000 Ehrenamtlichen in Deutschland versuchten seit 70 Jahren, Spenderinnen und Spender zu erreichen. Gearbeitet werde in 90 Arbeitsgruppen, in 60 Hochschulgruppen und 30 Junior-Teams. red

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