15. Februar 2022

„Ein widersinniges Projekt“

Leserbrief

Zum Artikel „Der nächste Akt“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Katrin Breiter. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@sulzbacher-anzeiger.de.

Nachdem die dekorativen Felsbrocken auf dem Bürgersteig vor dem Finanzpunkt, die als Bollwerk gegen unerlaubtes Parken schützen sollten, wieder aus dem Weg geräumt wurden, zieren jetzt ebenso große graue Blumenkübel die Fläche und sollen von nun an ein ähnliches Hindernis bilden.

Der eigentümlichen Logik und Fantasie der dafür Verantwortlichen sind offenbar keine Grenzen gesetzt, denn genau wie vorher sind Fußgänger, Rollatorfahrer und -fahrerinnen, Mütter oder Väter mit Kinderwagen und überhaupt alle Passanten erneut eingeschränkt und den sperrigen Barrikaden ausgeliefert und müssen wie in einem Parcours drumherum balancieren. Also wo liegt da der Unterschied?

Bei denjenigen Bankkunden, die trotz Hürden und Barrieren den umstrittenen Finanzpunkt aufsuchen, sind Frust, Ärgernisse und oft auch eine zusätzliche Weiterfahrt nach Bad Soden in die dortige Bankfiliale vorprogrammiert, weil im Sulzbacher Finanzpunkt dieses oder jenes mal wieder fehlt und kaputt ist, wie das Beispiel meiner jüngsten Erfahrung zeigt.

Im grell erleuchteten gläsernen Kubus kann ich am blauen Automaten (Frankfurter Volksbank) heute bedauerlicherweise keine Auszüge ziehen, weil vergessen wurde, dort Papier einzulegen. Dafür ist dieses Mal der rote Automat (Taunus Sparkasse) zum Geldabheben funktionsbereit. Am nächsten Tag wird es gerade umgekehrt sein. Da ist im roten Bereich Papier für die Belege vorhanden, aber an dem blauen Automat hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Defekt“. Manchmal steht auf beiden auch nur einfach lapidar „Technische Störung“.

Der übernächste Tag ist ein Freitag. Vor dem Eingang stehen ein paar Jugendliche ohne Maske und rauchen. Ich schlängele mich an ihnen vorbei und betrete den kleinen Raum, in welchem es heiß und stickig ist. Dieses Mal sind die Geräte zwar arbeitswillig, auch das Papier ist vorhanden, jedoch gibt es nirgends Ablagen für Schriftstücke, so dass ständig die Gefahr besteht, dass die eigenen Unterlagen bei dem Vorgang des Selbstbuchens aus der Hand rutschen und auf dem Boden landen. Es gibt auch keinen Papierkorb für die erledigten, abgehakten und zerknüllten Notizen und auch keine Sitzgelegenheit, um zwischendurch mal einen Augenblick zu pausieren. Es gibt überhaupt keinerlei kundenfreundliche Erleichterungen in diesem monetären Aquarium mit den vielen Mängeln, das irgendwelche weltfremden Architektur-Theoretiker ausgetüftelt haben.

Auf der Heimfahrt denke ich mit Sehnsucht, etwas Wehmut, aber auch mit Zorn an die Zeiten zurück, wo es zwei bestens laufende Bankinstitute gab, mit viel Platz und einer angenehmen Atmosphäre. Und es gab allein vier Terminals nur für die Kunden der Taunus Sparkasse, während sich im Finanzpunkt diese Terminals jetzt die Kunden von zwei Banken teilen müssen.

Der Finanzpunkt in Sulzbach ist ein mit vielen Vorschusslorbeeren beworbenes Konzept und doch ein – wie ich finde – von Beginn an widersinniges Projekt ohne jegliche planerische Reflexion und somit zum Scheitern verurteilt. Katrin Breiter, Sulzbach

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