1. April 2022

„Es eskaliert sowieso“

Komiker Ramon Chormann begeisterte den Schultheißen-Saal

Für einen unterhaltsamen Abend sorgte der Kabarettist und Komiker Ramon Chormann. Foto: Schöffel

„Es eskaliert sowieso“ heißt das aktuelle Bühnenprogramm, in dem sich Ramon Chormann am vergangenen Freitag im Schultheißen-Saal mächtig ausließ. Es war ein höchst unterhaltsamer Abend, der das Publikum in ein Wechselbad zwischen Kabarett, Satire und Comedy tauchte.

Es war nicht das erste Mal, dass der Komiker aus der Pfalz in Sulzbach gastierte und es glänzend verstand, auch als Alleinunterhalter die Zuhörerinnen und Zuhörer über zweimal 50 Minuten mit seiner Betrachtungsweise über den Alltag und das Leben schlechthin zu fesseln und bei Laune zu halten. Gespickt mit seinen Liedern am Klavier verriet er in seinem mittlerweile neunten Bühnenprogramm, warum die unaufhaltsame Eskalation bevorsteht.

„Eigentlich habe ich das Programm schon im Januar 2021 geschrieben“, erklärte Ramon Chormann und bedauerte, dass die Kultur „nicht systemrelevant“ sei. Deshalb freue er sich riesig, dass „so viele heute freiwillig da sind“, und legte dann zielstrebig los, Politiker, Klima, fehlendes Demokratieverständnis, den moralischen Verfall der Gesellschaft, die Behörden, globale Lügereien oder mangelnde Disziplin mal ernst, mal bissig oder heiter unter die Lupe, sprich auf die Schippe zu nehmen. Denn eigentlich ist es egal – denn „Es eskaliert sowieso“.

„Wenn etwas eskaliert, ist etwas faul“, hat Ramon Chormann erkannt und sich immer so furchtbar „uffgereescht“. Seine Erkenntnisse bringt er in fein gezeichneten Alltagsgeschichten so treffsicher auf den Punkt. Egal ob Pfusch am Bau, Schlange an der Zapfsäule oder missglückter Aufbau eines Schrankes zu Hause. Irgendwann wird die Wut rausgelassen. Manche seien halt zu blöd für einfache Handgriffe. Sein eskalierendes Beispiel: für die Gattin ein Bild im Flur aufzuhängen, ein schwieriges Unterfangen. Entweder ist das Bild „Scheiße“ oder der Gatte ist zu blöd, einen Nagel einzuschlagen, oder das Werkzeug liegt ganz hinten im Keller versteckt. Fazit: „Wer schlau iss, kann sich bled stelle, aber kaum umgedreht“. Da stimmte ihm das Publikum beim Lied „Du bist so bled“ klatschend zu.

Auch der Brexit bekam heftige Kritik. Kein Wunder, „die Engländer fahren seit Jahrzehnten auf der falschen Seite“. Auch die Digitalisierung kam schlecht weg. „Damals iss mer zu Fuß zum Freund gelaafe. Heut´ schreibt mer Apps und trifft sich net“. Früher, „wann Blut geflosse iss“, hat man gesagt: „Stell dich net so aa“. Heute wird der Heli geholt. Und auf die derzeitige Weltenlage angesprochen, verteidigte der Komiker sehr nachdenklich die Demokratie, sorgte damit für nachhaltige Stille im Saal und sprach damit dem Publikum aus der Seele.

Zum Abschluss der zweiteiligen Einmann-Show gab Ramon Chormann die Top-Ten der ältesten deutschen Witze zum Besten. gs

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