7. April 2022

Von Hand geschrieben

Gayeon Ryu von der Mendelssohn-Bartholdy- Schule für Schülerschreibwettbewerb prämiert

Gayeon Ryu von der Mendelssohn-Bartholdy-Schule zählt zu den Prämierten des Schülerschreibwettbewerbs der Stiftung Handschrift. Foto: privat

Über 9.500 handgeschriebene Briefe von hessischen Schülerinnen und Schüler zum Thema „Freiheit“ gingen beim Schülerschreibwettbewerb der Stiftung Handschrift ein. Die Preisverleihung am „Tag der Handschrift“ fand online statt: Unter den 100 Prämierten, die von Kultusminister Alexander Lorz ausgezeichnet wurden, war auch Gayeon Ryu von der Mendelssohn-Bartholdy-Schule.

„Liebe Omi“, schreibt Gayeon an ihre verstorbene Oma im Himmel, „fühlst du dich frei?“. Schon fast philosophisch muten diese Zeilen in den handgeschriebenen Briefen der Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse der Mendelssohn-Bartholdy-Schule an. Als die Stiftung Handschrift im Sommer vergangenen Jahres zum vierten Mal zu ihrem Schülerschreibwettbewerb aufrief, war niemandem klar, welche Brisanz das Thema „Freiheit“ zum Zeitpunkt der Preisverleihung haben würde.
Schon beim Start des Wettbewerbs im Sommer 2021 stellten die Verantwortlichen wichtige Fragen: „Was bedeutet Freiheit für dich?“, „Wann fühlst du dich richtig frei?“, „Wie definierst du Freiheit?“ Daraufhin erreichten im Herbst 9.500 Briefe die Fachjury – rund 2.500 mehr als im Jahr zuvor. Aus der Mendelssohn-Bartholdy-Schule hatten sich rund 50 Kinder beteiligt.
„Schreiben mit der Hand ist in unserer digitalen Welt leider unmodern geworden. Was wir mit der Hand schreiben, bleibt länger in unseren Köpfen. Die Briefe der Kinder sind einzigartige Zeitdokumente und bieten einen unverfälschten Einblick in das Denken und Erleben unserer Kinder und Jugendlichen. Zugleich regen viele der Aussagen auch uns Erwachsene zum Nachdenken an“, meint Sara Farr, Deutschlehrerin der Klasse 6g1.
Insgesamt 100 Briefe – darunter auch die der Mendelssohn-Bartholdy-Schule – wurden nun aufgrund der anhaltenden Pandemie in einer Online-Feierstunde am vergangenen Freitag, dem „Tag der Handschrift“, vom hessischen Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz prämiert. Dank moderner Technik fieberten nicht nur die Preisträgerinnen und Preisträger, sondern auch die Familien zuhause und die ganze Schulklasse 6g1 mit ihrem Klassenlehrer Peter Hoppe und der Deutschlehrerin Sara Farr vor den Bildschirmen mit.
In seiner Ansprache ging der Kultusminister auf die Bedeutung des Schreibens mit der Hand ein, griff aber auch die aktuelle Lage auf: „Die Handschrift ist eine unserer grundlegenden Kulturtechniken und individuelles Markenzeichen eines jeden Menschen. Wer einen Brief schreibt, transportiert eine Wertschätzung für den Empfänger, die eine Nachricht in den sozialen Medien nicht vermitteln kann. Dasselbe gilt für die Plakate, die Schüler aus ganz Hessen derzeit bei den friedlichen Protesten für Frieden und Freiheit in der Ukraine in die Höhe recken. Ich bin beeindruckt von der Solidarität, die sie dadurch mit ihren von Krieg und Vertreibung betroffenen Gleichaltrigen bekunden.“
Erklärtes Ziel der Stiftung Handschrift ist es, gemeinsam mit Schulen außerhalb des Unterrichts Anlässe zum handschriftlichen Schreiben zu schaffen. Im digitalen Zeitalter, aber auch vor dem Hintergrund möglicher Corona-bedingter schulischer Defizite ist ein derartiges Engagement wichtiger denn je. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass durch die Entwicklung einer flüssigen und lesbaren Handschrift kognitive Prozesse im Gehirn angeregt werden. Gleichzeitig werden Kreativität und Individualität gefördert. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der TU Dortmund kommt nach dem Distanz-Unterreicht der Covid-19-Zeit zu einem alarmierenden Ergebnis bei Viertklässlern: Die Lesekompetenz habe erheblich gelitten. Der Zusammenhang mit der Schlüsseldisziplin Schreiben ist nicht von der Hand zu weisen.
Im Zuge der Preisverleihung kamen nicht nur Träger und Förderer der Stiftung zu Wort – auch die jungen Protagonisten zeigten in eigenen Videos eindrucksvoll, wie kreativ sie auch mit dem Medium Film umgehen. Das virtuelle Format gab denjenigen, die im Mittelpunkt stehen, mehr Raum und Zeit: den Kindern und Jugendlichen. Online-Interviews mit den jungen Autorinnen und Autoren zeigten, wer „hinter“ den Briefen steht und wie die Ideen zum persönlichen Brief zum Thema „Freiheit“ entstanden waren. Die Feierstunde mit allen Grußworten und Experten-Stimmen wie auch die Videos sind auf der Website des „Tages der Handschrift“ unter tagderhandschrift.de anzusehen. red

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