Immer mehr Waschbären leben im Main-Taunus-Kreis und somit auch in Sulzbach und gehen auf Futtersuche. Bei einer Begegnung ist Vorsicht geboten, denn so niedlich die Tiere aussehen, können sie doch schnell zu einer Gefahr werden.
Waschbären zählen zu den invasiven Arten. Das bedeutet, dass sie aus ihrem natürlichen Lebensraum entnommen und in einen anderen, fremden wieder ausgesetzt wurden. Die Waschbären, die in Deutschland vorkommen, stammen ursprünglich aus Nordamerika. Ein in freier Wildbahn lebender Waschbär hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von zehn Jahren. 10 bis 70 Zentimeter groß können die Wildtiere werden mit einem ungefähren Gewicht von vier bis acht Kilo. Bereits mit zwei Jahren sind die Waschbären geschlechtsreif und vermehren sich am Anfang des Jahres zwischen Januar und Februar. Ansonsten sind Waschbären Einzelgänger. In Deutschland treten den Waschbären keine natürlichen Feinde entgegen. Nur der Verkehr, Infektionskrankheiten sowie Jäger stellen für sie eine Bedrohung dar.
„Waschbären sind schon seit längerem im Vordertaunus zu Hause“, erzählt Tanja Richter, Jagdaufseherin im benachbarten Eschborn. Dr. Johannes Latsch, der Sprecher des Main-Taunus-Kreises, berichtet, dass in den vergangenen Jahren die Waschbären-Population zugenommen hat. So lag die Zahl der erlegten Tiere in 2019 bei 87 und stieg im vergangenen Jahr auf 106. Doch wird die eigentliche Population höher geschätzt. Tanja Richter sagt: „Wenn man einen Waschbären sieht, sind zehn da.“ Die Kleinbären kommen in der ganzen Region vor, doch werden sie am häufigsten in Eppstein gesichtet.
Sollte man auf einen Waschbären treffen, ist Vorsicht geboten. Außer Verwüstung anzurichten, kann ein Waschbär auch kratzen und beißen. Läuse, Flöhe oder Zecken sowie Infektionskrankheiten können zudem auch von Waschbären übertragen werden. Zudem kann der hinterlassene Kot Spulwurm-Eier enthalten. Deswegen sollte er unbedingt mit Handschuhen beseitigt und am besten verbrannt werden.
An umgegrabenen Beeten, umgeworfen Müllbehältern oder an einem Pfotenabdruck, der einer kleinen Hand ähnelt, lässt sich feststellen, ob ein Waschbär zu Besuch war. Bei einer direkten Konfrontation empfiehlt es sich, dem Waschbären mit einer Taschenlampe in die Augen zu leuchten, mit Wasser zu bespritzen oder Tannenzapfen in seine Richtung zu werfen. Sollte jedoch ein Knurren oder Kreischen zu vernehmen sein, sollte Abstand gehalten werden.
Berichte über Waschbären gibt es mittlerweile auch rund um Sulzbach. Im benachbarten Schwalbach berichtete eine Anwohnerin, dass ein Waschbär durch die Katzenklappe in ihr Haus spazierte und das Katzenfutter auffraß. Ebenfalls gab es dort einen Vorfall, bei dem ein Exemplar am helllichten Tag über eine Terrasse spazierte und die ausgelegten Deko-Kürbisse inspizierte. In Sulzbach dürfte es ähnliche Vorfälle geben, auch wenn im Rathaus noch keine konkreten Probleme mit den Tieren bekannt sind.
Damit es aber nicht zu einem unerwünschten Besucher kommt, können Bürger selber zu Hause Vorkehrungen treffen. Das Schließen jeglicher Öffnungen wie beispielsweise das des Kellerfensters, ist ratsam. Der Kompostbehälter im Garten sollte verschlossen werden. Nahrungsquellen, die draußen liegen, sollten reduziert werden. Das bedeutet, dass das Fallobst zeitnah beseitigt und der Obstbaum frühzeitig geerntet werden sollte. Ausgelegtes Vogelfutter stellt auch eine Nahrungsquelle für Waschbären dar. Futterhäuser sollten daher entfernt werden, wenn es Probleme mit Waschbären gibt. Kontrollgänge auf dem Dach sind ebenfalls empfehlenswert, um zu überprüfen, ob sich vielleicht ein tierischer „Mieter“ einquartiert hat. Denn Waschbären sind gute Kletterer. Daher können auch Metallmanschetten an Fallrohren die Niederlassung verhindern. Gerüche wie die von Mottenkugeln oder Lavendel können hilfreich sein, Waschbären zu vertreiben.
Grundsätzlich werden Waschbären wie andere Tiere bejagt. Doch wie bei anderen Wildtieren auch, hat der Waschbär Schonzeiten. Zusätzlich unterliegen auch Waschbären, die zur Erziehung der Jungtiere benötigt werden, einer Schonzeit und dürfen somit nicht gejagt werden. Ortschaften gehören im Jäger-Jargon zu den „befriedeten Bezirken“ und somit dürfen Waschbären dort nicht ohne weiteres gejagt werden. Sollte man sich jedoch dazu entschließen, gegen einen Waschbären vorzugehen, kann man einen örtlichen Jäger beauftragen, das Tier von seinem Grundstück zu entfernen. Prinzipiell ist die Sichtung eines Waschbären aber nicht meldepflichtig.
Bis jetzt wurden in Sulzbach noch keine Schäden gemeldet. Sollten Zwischenfälle auftreten, können sich die Bürgerinnen und Bürger an den Sulzbacher Jagdpächter Mathias Richter wenden. Er ist unter der Telefonnummer 06173/608380 oder per E-Mail an kontakt@gartenbedarf-richter.de zu erreichen.
Konkrete Maßnahmen gegen die Waschbären sind bereits bei der Unteren Naturschutzbehörde in Planung. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass Waschbären demnächst als Schädlinge eingestuft werden und dann einem verschärften Jagdrecht unterliegen. Lalique Elftmann