19. Dezember 2022

Große Schlacht vor 400 Jahren

Der Sulzbacher Geschichtsverein lud zum Erzähl-Café über die Schlacht bei Höchst

Anhand von Bildern zeigte Hobbyhistoriker Klaus Belzer den Verlauf der Schlacht bei Höchst am 20. Juni 1622. Foto: Schöffel

Nach zweijähriger Corona-Pause hat das Erzähl-Café in der vergangenen Woche wieder die Berichterstattung über historische Ereignisse rund um Sulzbach aufgenommen. Das Thema diesmal: „Die Schlacht bei Höchst am 20. Juni 1622 und ihre Vorgeschichte“.

„Es war eine Schlacht, die in die Geschichte einging“, erkannte Klaus Belzer, Hobbyhistoriker im Sulzbacher Geschichtsverein, beim Studieren und Auswerten der dazu vorliegenden Fakten. Zwischen Sulzbach, Sossenheim und Höchst waren nämlich die Armeen der Kaiserlichen Liga auf die Räuberbande des Christian von Braunschweig getroffen. „Wenn Dr. Martin Luther 1517 geahnt hätte, dass 1618 durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen ein 30 Jahre dauernder Krieg mit nicht vorstellbaren Gräueltaten ausbrechen würde, vielleicht hätte er anders gehandelt“, sinnierte anfangs der Referent, der dann eine Vielzahl von Daten, Fakten und Namen nannte, die diese blutig geführten Schlacht vor den Toren Sulzbachs auslösten.
Heerführer der katholischen Liga war Graf Johann von Tilly, die gegnerischen Truppen führte Herzog Christian II. von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der stellte im Auftrag vom Pfälzer Kurfürst Friedrich V. ein Heer von 10.000 Mann zusammen. „Eigentlich war das nur ein Haufen von Räubern, Dieben, Gaunern und Vergewaltigern“, hatte Klaus Belzer aus den historischen Daten herausgefiltert. Um die Räuberbande zu finanzieren, zog er plündernd und brandschatzend durchs Land. Da blieben auch Orte wie Usingen, Oberursel und Bad Homburg nicht verschont.
In der Nacht zum 20. Juni 1622 umzingelten Christians Truppen die Stadt Höchst. Als die Höchster die Angreifer am Morgen bemerkten, schossen sie aus allen Rohren, erlegten Dutzende der Angreifer. Die Höchster Bürgerwehr hatte gute Waffen, gute Schützen und hofften auf Tillys Verstärkung. Die kam aber nicht. Als die Verteidiger von Höchst den Feind in Massen heranrücken sahen, flohen sie mit Booten in Richtung Frankfurt. Höchst wurde verwüstet und geplündert. Mit Bildern, Aufzeichnungen und alten Landkarten zeigte Belzer die Wege der Truppen nach.
Herzog Christian ließ zur Sicherung seiner Flanken auch Sulzbach in Brand stecken. Das Dorf brannte bis auf wenige Häuser ab. Die Kirche brannte aus, und die Glocken waren geschmolzen. Der Wittich-Hof am großen Dalles hatte den Brand gut überstanden. Über 50.000 Soldaten kämpften schließlich in der Schlacht um Höchst gegeneinander. „Erst als viele Leichen im Fluss Main schwammen, wussten die Menschen, dass die Schlacht vorbei war“, führte der Geschichtskundige zum Abschluss aus. Die Fischer auf dem Main und Rhein hätten reiche Beute gemacht, „weil die Toten im Fluss geraubten Schmuck, Geld und gute Kleidung hatten.“
Das Erzählcafé ist eine gemeinsame Veranstaltung des Geschichtsvereins „Reichsdorf Sulzbach 1979“ und der Gemeinde Sulzbach. gs

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