Mit rund 170 Personen war der Saal des Bürgerhauses am Platz an der Linde voll besetzt, als der Liedermacher und Mundartdichter Rainer Weisbecker sein Programm „Hessisch Gebabbel beim gude Schobbe“ startete.
Und der seit 2001 freischaffende Liedermacher nahm unter Beifall auf der Bühne zwischen dicken Ebbelwei-Bembeln Platz und begrüßte das erwartungsfrohe Publikum mit einem ersten Kompliment: „Danke, dass ich wieder hier sein darf im Luftkurort Bad Sulzbach am Berge“. Damit hatte er seine Fangemeinde und die, die den eloquenten Erzähler noch nicht kannten, gleich hinter sich.
Rainer Weisbecker, der in Niederrad und Goldstein groß geworden ist, begann seine musikalische Karriere in einer Blues-Band. Meist in Blues getakteten Liedern besang er seine Heimatstadt Frankfurt, aber auch die Nachbarstadt Offenbach, die allerdings textlich nicht so gut wegkam. Schon beim ersten Titel „Go Schorschi go“ klatschte das Publikum begeistert den Rhythmus mit und unterstützte den 69-jährigen Akteur auch bei weiteren bekannten Liedtexten. Immer wieder streute der Liedermacher in einer Art Hommage an den Blues, der ja eine „bitter-süße Melancholie“ vermittele, dazu Basisinformationen ein und den „ein Eskimo ebenso wie ein jeder in der Steiermark“ schätze.
„Meine Mutter hat mit mir die Mundart geschult“, erzählte der Gedichteschreiber. Deshalb legte der bestens aufgelegte Alleinunterhalter zwischendurch die Gitarre beiseite, nahm eines seiner Büchlein mit Mundartgedichten zur Hand und ließ sich aus dem Saal eine Seitenzahl zurufen. Daraus rezitierte er das ausgewählte Gedicht, wobei oft erst im letzten Satz oder sogar mit dem letzten Wort die Pointe zündete. So sprang er in einem Werk vom Mülleimer zur Eifersucht, weil der Kerschelbauer dem Metzger droht: „Hör gut zu, lass mei Mädsche in Ruh!“. Oder: „Der Harry sitzt am Nil und wäscht die Fieß – mit Persil.“
Schrille Lacher erzeugte Rainer Weisbecker beim „talking blues“ mit einer erotischen Schilderung zum Begriff „Vorspiel“. Die Dame hätte gerne ein Vorspiel gewünscht. Er konnte aber mit dem Auftrag nichts anfangen. „Also hab´ ich ihr dann nackisch was vorgesunge“, bekannte der Humorist ohne zu erröten, um die peinliche Situation zu retten. Und wieder lachte der ganze Saal.
In der Pause nahm der Meister der Frankfurter Mundart Liedwünsche entgegen, so dass der zweite Teil zum Wunschkonzert wurde mit beliebten und bekannten Stücken wie „Ich waaß a klaa Häusje am Maa“ oder „Mer habbe dehaam en alle Griesbrei“. Auch seinen Blick ins Paradies besang Weisbecker mit dem Klassiker „Hätt´ der Adam aus Äbbeln ´nen Ebbelwein gemacht“. Da stimmte das Publikum lautstark mit ein.
Weisbecker wurde nach der geforderten Zugabe mit großem Applaus verabschiedet. Reinhard Bauer von der Initiative „Bürger fürs Bürgerhaus“ und Käsfraa Marianne I. überreichten ein passendes Geschenk. „Ihr seid so gut drauf wie die Leute beim Musikfestival in Woodstock“, gab der beliebte Liederschreiber als Dank zurück. gs