Eine gelungene Generalprobe von „Siggi & Horst“ erlebten am vergangenen Samstagabend 199 begeisterte Gäste im ausverkauften Bürgerhaus. Mit ihrem Auftritt in Sulzbach wollten die Chefs des Hofheimer Showspielhauses, Hans-Jürgen Mock und Bernhard Westenberger, vor ihrer Premiere am 31. März im eigenen Theater überprüfen, ob die Pointen auch ankommen und der Ablauf schon perfekt klappt.
Und dazu hatten die beiden Komödianten das Sulzbacher Publikum ausgesucht. „Wir machen das gerne vor lebendem Publikum, da geht Sulzbach auch“, witzelte Bernhard Westenberger schon von der ersten Minute an. Dann jagten zweimal 45 Minuten verbale Pointen oder gespielte Scherze die nächsten. Egal welches Thema die beiden Protagonisten mit viel Witz und Esprit beackerten, jedes Mal lösten sie Lachsalven im Publikum aus, das oft mitklatschte, mitsummte, mitsang.
„Wir wussten nicht, dass es in Sulzbach so gute Sänger gibt“, erkannte Mock und erinnerte, dass die „Siggi & Horst GmbH“ erstmals 2003 auf die Bühne kam. Und „GmbH“ stehe heute noch für „Gefängnis mit beschränkter Haft“. Denn mittlerweile sind Siggi und Horst als Häftlinge im Seniorenknast angekommen. Die Haftanstalt für Rentner konnten sie im Reisebüro auswählen: Knast-Kreuzfahrschiff ohne Landgang oder die erste private Strafvollzugsanstalt in Hünfeld.
Die Wahl fiel auf das barrierefreie Hünfeld. Mit Erlebnissen wie dem des „perversen Tags der offenen Türen“ schilderte das Duo die Probleme der Zwangszweisamkeit, wenn der eine wegen Sauerstoffknappheit schnarcht, der andere bei Licht nicht schlafen kann. Doch eine stark getünchte Kontaktanzeige könnte gegen Einsamkeit helfen, weil ältere Knastis für die Damenwelt interessant sein dürften. „Die Jüngste, die geantwortet hat, war 72 und hat noch in Sütterlin-Schrift geschrieben“, bedauerte Siggi. Wieder lachte der Saal. Als sich Bernhard Westenberger ein Buch ausleihen möchte, fragte Mock: „Fängst du im Alter an zu lesen?“ „Nein, der Tisch wackelt, ich will was unterlegen“, lautete die Antwort. Es gab auch keinen Alkohol, dafür aber edle Nusstropfen. Die wurden dann heimlich in Bechern abgezapft und unter Artgenossen verkauft. Köstlich auch die Wortspiele der Häftlinge: „Die Gedanken sind frei, im Gegensatz zu uns.“ Zwischen den witzigen, Esprit-reichen Wortspielen und gestenreichen Sketchen stellten Siggi und Horst auch mal eine boshafte Frage: „Was ist eine Schwiegermutter in Salzsäure? – Die Lösung: ein gelöstes Problem.“
Garniert wurde die Zweimann-Show zwischendurch mit Liedblöcken umgetexteter bekannter Schlager wie „Ein Bett im Kornfeld“, „Tausend mal probiert“ oder „Pure Lust am Leben“. Das sangesfreudige Publikum konnte die neuen Texte auf der Leinwand ablesen und somit lautstark mitsingen. Zu einer Generalprobe gehört auch, dass noch nicht alles perfekt klappt. „Ich habe den Faden verloren“, musste Westenberger gestehen und schaute auf sein Texttablett. Gehörte der Aussetzer zum Programm? Vielleicht! Auf alle Fälle: das Publikum klatschte die kleinen Pannen mit viel Humor weg.
Ganz stolz prahlte das eloquente Duo mit ihrem legendären Ausbruch aus dem US-Bundesgefängnis Alcatraz vor der kalifornischen Küste. „Mit Esslöffeln hatten wir einen zwei Kilometer langen Tunnel gegraben“, plauderte Westenberger aus. Das sei jetzt nicht mehr möglich, weil die Chinesen den Sicherheitstrakt übernommen hätten. „Es gibt zum Essen nur noch Stäbchen“, sagte er schon damals bei einem HR 3-Interview. „Sulzbach hat eine Käsfraa, und mir habbe Käsfüß“, stellten die Entertainer grinsend fest.
Mit stehenden Ovationen wurden „Siggi & Horst“ verabschiedet, denen es in Sulzbach offenbar bestens gefallen hat. Die Generalprobe war allemal gelungen. gs