4. Mai 2023

Lachen von Anfang bis Ende

Jürgen Leber lieferte im Bürgerhaus eine mitreißende Kabarett-Show

Jürgen Leber als Geheimrat Goethe, den Erlkönig oder vielmehr den Äpplerkönig vortragend. Foto: Schöffel

Der Kabarettist Jürgen Leber sorgte bei seinem Auftritt am vergangenen Samstagabend im ausverkauftem Bürgerhaus für eine mitreißende Comedy-Show, bei der für die Zuhörer lachen von Anfang bis Ende angesagt war.

Jürgen Leber blickte zu Beginn seiner Soloshow auf die für Künstler unsägliche Corona-Zeit zurück. Keine Auftritte, keine Kohle. „Ich bin nicht mehr gewohnt, vor Leuten zu spielen“, berichtete er. Vor lauter Verzweiflung hätte er sogar einen Auftritt auf dem Mittelstreifen der A66 gewagt. Das Ergebnis: keine Euros, dafür viel Gehupe und Gewinke. Natürlich bedauerte das Publikum die Autobahn-Tournee mit vielen „Oohs“ und „Aahs“, was der Entertainer wohlwollend entgegennahm.
Dass Jürgen Leber sein Sujet überhaupt nicht verlernt hat, zeigte er dann in zwei 40-minütigen, höchst unterhaltsamen Nonstop-Monologen über Gott und die Welt. Da gehörte zu Beginn gleich ein Seitenhieb auf die Offenbacher dazu, die wieder mal ihr Fett abbekamen. Ein Beispiel: „Der Kopf ist hohl, die Stirn ist flach. Mach den Führerschein in Offenbach“. Bei einem Angebot „Verkaufe Auto 1.000 Euro VB“ fragte der bekennende Hesse beim Offenbacher nach. „Wofür steht VB?“ – „Festpreis“, lautete die Antwort.
Mit dem 9-Euro-Ticket sei er durchs Land gereist und hätte viele Konflikte erlebt. Zum Beispiel die Teilnahme an einer Therapiegruppe. Da empfahl der Moderator einer Frau: „Schreibe in einem Brief auf, was du an deinem Gatten nicht magst und vergrabe ihn dann im Garten.“ Nach drei Tagen fragte die Frau zurück: „Was soll ich jetzt mit dem Brief machen?“. Wieder so eine verblüffende Pointe. Und für die erotische Verbindung zu Gegenständen heißt der Fachbegriff „Dingsbums“.
In seinem Programm im Bürgerhaus sprach Jürgen Leber viele gesellschaftspolitische Themen an. So sein Kommentar zu den Querdenkern: Es ist schon seltsam, wenn man als einziger im ganzen Ort den Dorfdepp net kennt“. Er gab den Lehrern einen mit, die nur wegen Juli und August diesen Beruf ergriffen hätten. Auch stellte der Alleinunterhalter fest, dass für einen Mann mit 70 Jahren das ideale Alter ist, um nochmal Papa zu werden. Denn: „Da musst du nachts sowieso dreimal raus!“.
„Schwimmen ist nicht mein Metier“, verriet Jürgen Leber offen. Als Werkzeugmacher ungeeignet und deshalb entlassen. Im Arbeitszeugnis steht: „Er verstand es, der Arbeit aus dem Weg zu gehen“. Deshalb suchte er eine neue Stelle, ging zum Arbeitsamt und machte den IQ-Test: „Was ist die Hälfte von 7? Halb sieben!“ Übergangsweise habe er als Bestatter gearbeitet und erkannt: „Ob du schlau bist oder dumm. Immer lockt das Krematorium“.
„Was ist ein Vakuum“, fragte er das Publikum. „Ich hab´s im Kopp, aber ich komm net druff.“ Mathe war noch nie seine Stärke. Besonders die Textaufgaben machten ihm zu schaffen. „Wenn im Bus 14 Leute sitzen und 15 steigen aus. Wie viele müssen wieder zusteigen, damit keiner mehr drin ist?“ Immer wieder wechselte der Comedian die Szenen. Goethe schrieb Liebesbriefe in sechs Sprachen. Loddar Matthäus zahlt Alimente in acht Währungen. Er berichtete von seinem Versuch, Marathon zu laufen. Seine Fans feuerten ihn an mit einem Transparent „Jürgen enttäusche uns nicht. Komm ins Ziel bei Tageslicht!“ Der Lauf habe ihn viel gekostet, nämlich drei Übernachtungen mit Frühstück.
Nach der Pause, seinem Lieblingsfach in der Schule, verwandelte Leber die Bürgerhausbühne in ein Fernsehstudio des Hessischen Rundfunks und spielte mit dessen markanter Fistelstimme die Rolle des einstigen Frankfurter Zoo-Direktors Bernhard Grzimek mit einem Vortrag über den allseits beliebten Mettigel, der sich auch zu leckerem Gehackten verarbeiten lässt. Und was die Verpackungsindustrie betrifft, „werden wir bald dien Inhalt wegwerfen und die Verpackung essen“.
Auch das leidige Gendern prangerte er an, ebenso, dass durch die Digitalisierung und künstliche Intelligenz immer mehr Buchstaben oder Wörter wegfallen. Sein Schlussworte: „Ich bednke mch bei alln Slzbchern, di n´n tlln Abnd mit mr erlbt hbn.“ Käsfraa Marianne Runge überreichte dem viel beklatschten Comedian zwei Flaschen reinen Sulzbacher Wein. gs

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