12. Mai 2023

Firma Geiss sorgt für Bewegung

Klemmbretter aus Sulzbach werden in der ganzen Welt gebraucht

Drei der rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern präsentieren ihren Arbeitsplatz in der Fabrikhalle in der Bahnstraße. Foto: Mirwald

Wer an dem Anwesen Bahnstraße 28 in Sulzbach vorbeifährt oder vorbeiläuft, ahnt nicht, dass dort eine elektrotechnische Fabrik ihren Sitz hat, die in der Herstellung von Klemmbrettern für Elektromotoren ein führender Anbieter in Deutschland ist.

Die Sulzbacher Firma „Ing. Erich Geiss GmbH & Co. KG“ ist ein Unternehmen mit weltweiten wirtschaftlichen Kontakten auf allen Kontinenten, deren Produkte in zahlreichen prominenten Bauwerken installiert sind und dafür sorgen, dass alles rund läuft.
Auf dem Frankfurter Rhein-Main Flughafen sind 26.000 in Sulzbach produzierte elektrotechnische Teile in den Gepäckbeförderungsbänder installiert. In der Hamburger Elbphilharmonie stehen zwei Orgeln des Bonner Orgelbauers Klais mit technischen Teilen aus dem Haus Geiss in Sulzbach.
Im Gotthard-Tunnel sind aus Sulzbach gelieferte elektrotechnische Elemente in den Brandlüftern eingebaut. In der Schalke-Arena kann der Boden auf- und zu geschoben werden – mit Hilfe von Klemmbrettern aus Sulzbach.
Wenn bei der Deutschen Post auf den Laufbändern die Briefe und Pakete auf den Förderbändern sortiert werden, spielt technisches Fachwissen aus Sulzbach ebenso eine Rolle wie bei zahllosen Windkraftanlagen. Auch wenn in der beliebten Fernsehserie des Bergdoktors der Rettungshubschrauber startet, klappt das nur mit Klemmbrettern im Motor, die aus Sulzbach geliefert werden.

Geschäftsführer Hans-Werner Geiss vor einer der großen Spezialmaschinen in der Fabrik in der Bahnstraße. Foto: Mirwald


Geschäftsführer Hans-Werner Geiss könnte die Aufzählung endlos lang fortsetzen. Er nennt als weitere greifbare Referenzgrößen den Berliner Funkturm, den Frankfurter Deutsche Bank Park und das Münchner Olympiastadion: „Dort steckt überall Geiss-Technologie drin.“ Und zum krönenden Abschluss: Auch der zurzeit höchste Outdoor-Aufzug der Welt, der 330 Meter hohe und vollverglaste Bailong Elevator in China, ist mit Geiss-Elementen erbaut.
Doch man muss nicht in die Ferne schweifen: Geiss-Technologie steckt auch im großen Weihnachtsbaum im Main-Taunus-Einkaufszentrum und in der Weihnachtspyramide am Sulzbacher Dalles. Kurzum: Geiss-Elektronik ist nahezu überall auf der Welt zu finden. Mehr als die Hälfte des Exports der in Sulzbach produzierten technischen Teile gehen nach Fernost (China, Taiwan und Vietnam) sowie Nord- und Südamerika.
Aber: Nur wenige Sulzbacher wissen, welch riesiges Rad in ihrem Wohnort von einem beachtlichen Gewerbesteuerzahler an die Gemeinde gedreht wird.
Der 68 Jahre alte Geschäftsführer Hans-Werner Geiss, dem rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter seine 35 Jahre alte Tochter Claudia, zur Seite stehen, macht kein großes Aufhebens über sein weit verzweigtes Unternehmen.
Gründer des Unternehmens ist Hans-Werners Vater, der Ingenieur Erich Geiss, der 1981 im Alter von 69 Jahren starb. Erich Geiss startete 1947 mit einer reinen Vertriebstätigkeit für Firmen aus Frankfurt am Main und Hannover. Eines Tages erkannte er, überzeugt von seinem Wissen und seinen Fähigkeiten, dass er die Teile, die er vertreibt, auch selbst produzieren kann.
1956 fiel dann am Standort in der Sulzbacher Bahnstraße der Startschuss zur Produktion elektrotechnischer Komponenten wie Klemmbretter, Klemmleisten, Klemmbrettverbindungen, Schleifringkörpern oder Kollektoren, um nur einige Beispiele zum nennen.
Mit vier Fachkräften ging es los. Heute sind es rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Fabrikanlage wurde auf dem firmeneigenen Betriebsgelände zwischen der Bahnstraße und der Straße „Am Schäfergraben“ sukzessiv erweitert. Immer wieder ein Anbau. Immer wieder neue Maschinen.
Heute gehört auch eine Fabrikhalle in der Wiesenstraße 10 zu dem Unternehmen. Dort ist ein Lager, und dort befindet sich die Automaten-Dreherei, in der die Schrauben für die Klemmbretter gedreht werden.
In Hochzeiten beschäftigte das Unternehmen phasenweise 100 Angestellte im Schichtbetrieb. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der Durch-Rationalisierung haben wir die Zahl heruntergeschraubt“, sagt der 68 Jahre alte Geschäftsführer Hans-Werner Geiss, der einst in Frankfurt bei Tewes Industriekaufmann gelernt hat, bevor er in das väterliche Unternehmen eingestiegen ist.
Mit in Sulzbach produzierten Klemmbrettern wurde die „Ing. Erich Geiss GmbH & Co. KG“ weltbekannt. Was verbirgt sich in der Praxis hinter dem Paradestück „Klemmbrett“? Hans-Werner Geiss bringt es auf den Punkt: „Schleifringkörper sorgen für die Stromübertragung in rotierenden Teilen.“ So sind die Geiss-Produkte zentraler Punkt in Elektromotoren der vielfältigsten Art, sogar in E-Loks und Schiffen in den USA.
In der Sulzbacher Produktionsstätte stehen viele Maschinen, mit denen die Klemmbretter, die am Ende aussehen wie kleine Legosteine, in denen Schrauben stecken, produziert werden. Die Formen sind in den Druckpressen und Stanzautomaten in verschiedenen Größen eingestellt, Granulat wird eingegeben, erhitzt, gepresst, und so werden die Kleinteile hergestellt.
Am Schluss gibt es eine Endkontrolle, für die aus Italien stammende Lucia Cece zuständig ist, die seit 32 Jahren in der Firma arbeitet. Dann werden die Teile verpackt und über Speditionen in die weite Welt verschickt.
So international wie die Geschäftsbeziehungen, ist auch das Personal aufgestellt. „Menschen aus vielen Nationen sind bei uns beschäftigt“, sagt Hans-Werner Geiss und nennt Beispiele: „Italien, Nigeria, Libanon, Mazedonien, Kroatien, Polen, Marokko, Uruguay, Türkei, Argentinien – und natürlich Deutschland.“
Hans-Werner Geiss, der auch seit 30 Jahren als Handelsrichter engagiert ist und bei der Industrie- und Handelskammer in verschiedenen Ausschüssen mitarbeitet, hat nach Jahrzehnten immer noch Spaß an seiner Arbeit: „Es macht Freude, weil ich rund um den Globus wunderbare Kontakte habe.“ Also vom kleinen Sulzbach mit gefragten Produkten in die weite Welt. Und wenn sich in der Adventszeit am Großen Dalles wieder die Weihnachtspyramide dreht, wissen jetzt die Sulzbacher: Hier steckt Geiss-Technologie aus dem Ort mit drin. Walter Mirwald

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