Mit einer Überraschung endeten die mehr als zweijährigen Beratungen einer interfraktionellen Arbeitsgruppe über die Zukunft des alten Bürgerhauses am Platz an der Linde. Einstimmig kam das nichtöffentlich tagende Gremium zu dem Ergebnis, das Bürgerhaus abzureißen und dort eine Seniorenwohnanlage zu errichten.
Vorgestellt wurde das Ergebnis der Beratungen am Donnerstag vergangener Woche bei einer Bürgerversammlung im Frankfurter Hof. Fast 100 Sulzbacherinnen und Sulzbacher – darunter rund 20 Mandatsträger – waren in den Schultheißensaal gekommen, um die Empfehlung der Arbeitsgruppe zu hören. Zuvor waren darüber keinerlei Informationen an die Öffentlichkeit gelangt.
Gemeindevertreter Stefan Hartmann stellte die Ergebnisse in einer Präsentation vor. Das neue Gebäude soll danach auch eine Gaststätte mit Außenbereich bekommen, so dass der beliebte Biergarten auf dem Platz an der Linde erhalten bleibt. Für die Vereine, die bisher das Bürgerhaus nutzen, soll es einen Mehrzweckraum geben, der auch unabhängig von der Gastwirtschaft genutzt werden kann. Schließlich soll unter dem heutigen Parkplatz eine Tiefgarage entstehen, in der auch öffentliche Stellplätze zu finden sein sollen.
Stefan Hartmann berichtete auch, wie die Arbeitsgruppe vorgegangen ist, die aus je zwei Vertretern aller im Gemeindeparlament vertretenen Fraktionen und einer externen Moderatorin bestand. In mehreren Sitzungen analysierten die Parlamentarier zunächst die Ausgangslage, betrachteten die laufenden Kosten und die Auslastung des Gebäudes und schauten sich die Bausubstanz an. Ferner formulierten sie Anliegen, die allen für eine künftige Nutzung des Areals wichtig erschienen und wie sie zu erreichen sind. Außerdem stellten sie die Varianten Sanierung, Teilabriss und Abriss und Neubau gegenüber. „Es sollte offen und ergebnisoffen diskutiert werden können“, erklärte Stefan Hartmann.
Er berichtete, dass es am Anfang der Beratungen eine „große Schnittmenge“ bei den Vorstellungen über eine künftige Nutzung gegeben habe. Keine Einigkeit herrschte zunächst allerdings darüber, ob das alte Gebäude erhalten werden oder durch einen Neubau ersetzt werden soll. Darüber erzielte der Arbeitskreis erst in seiner Sitzung am 8. Dezember 2022 Einigkeit.
Gründe für den Abriss sind, dass die Barrierefreiheit des Gebäudes bei einem Neubau günstiger zu erreichen ist. Ferner könnten in einem neuen Gebäude die Flächen optimiert werden. Eine große Tiefgarage sei möglich und der Erhaltungs- und Energieaufwand würde sich deutlich reduzieren. Die Kosten für einen Umbau mit Neubau bezifferte die Arbeitsgruppe auf rund 8,1 Millionen Euro. Abriss und Neubau schlagen mit geschätzt 9,6 Millionen Euro zu Buche.
Widerstand gegen die Pläne
Unmittelbar nach der Präsentation meldeten sich die ersten Kritiker. Ilona Schiller vom Vereinsring und Hans Weihrauch von der Bürgerinitiative „Bürger fürs Bürgerhaus“ kritisierten, dass die Sulzbacher Bürger nicht wie versprochen in die Beratungen des Arbeitskreises einbezogen wurden. Beide und zahlreiche andere Rednerinnen und Redner sprachen sich vehement gegen die Abriss-Idee aus und forderten einen Erhalt des Bürgerhauses.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Matthias Brandt (CDU), erklärte, dass es im nun anstehenden Entscheidungsprozess eine „weitere Bürgerbeteiligung“ geben werde. Zudem betonte er, dass es noch keine konkreten Pläne gebe. MS