10. Juli 2023

„Die Pappelallee ist der Königsweg“

Leserbrief

Zum Thema „Radweg entlang der S-Bahn“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Armin Ningelgen. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@sulzbacher-anzeiger.de.

In die „Frankfurter City“ radle ich am liebsten durch den Sossenheimer Park, entlang der Nidda, durch alten und neuen Rebstockpark, Gleisfeldpark und Europagarten. In Sulzbach aber wurde die Durchgangsroute vom Heinrich Kleber Park weg geplant. Bahnbegleitenden Biotope sollen für noch eine, abseitige Trasse asphaltiert werden, erhebliche Gefahrenstellen entstehen: die Engstellen, die Einmündung auf die Sulzbacher Bahnstraße direkt an der (auch noch falschen Seite der) Schranke, die Tiefgaragenausfahrt an der Zuführung im Starkeradweg, und nicht zuletzt der unbeschrankte Bahnübergang im Süden, die weithin unterschätzte Gefahr.
Von den Radlern, die über den geplanten Radweg noch den Zug erreichen wollen, aber zu spät zur Schranke vor dem Bahnhof kommen, wird schnell noch jemand die Schranken umkurven. Er ist zwar so selten wie die Frau, die dort ums Leben kam, doch ist das nicht einmal zwei Jahre her. Im vergangenen Jahr passierten 146 Unfälle an deutschen Bahnübergängen, mehr als ein Drittel davon durch umfahren der Halbschranken (tagesschau.de 28.03.2023).
Zur jetzt im Rathaus einsehbaren Vorplanung des überflüssigen und abwegigen Radwegs fiel mir „Bonjour tristesse“ ein. Der Weg soll nach CDU-Verlautbarung für Fußgänger und Radler deutlich benutzerfreundlicher sein. Wie bitte? Weil man sich an den Engstellen in den Armen liegt oder mit den Zügen Wettrennen fahren kann? Die besonders steile Stelle des Abhangs zur Bahntrasse wird vielleicht mit noch mehr Beton abzusichern sein. Derlei Zusatzkosten werden nicht von den Verantwortlichen beglichen, also eher durchgehen und 50 Prozent Fördermittel ein schmackhafter Köder. Die bei der Abwägung verworfene Variante sollte öffentlich gemacht werden, wenn Bürgerbeteiligung nicht nur eine Sprachregelung ist, und auch wenn die andere Variante noch optimierbar ist.
Der Königsweg durch Sulzbach ist und bleibt aber die imposante Pappelallee im Park. Kinder jagen johlend auf ihren Rädern hier durch. Mit grobem, kantigem Kies wurden hier Regenpfützen aufgefüllt. Der Kies verrät, wie erwünscht Räder im Park sind. Der Einstieg in diese Route zu den imposanten Pappeln ist oberhalb der Feuerwehr, führt an den Kleingärten vorbei und ist schon der bahnbegleitende Radweg, den die Kommunalpolitik auf der abwegigen Seite nochmals erfindet. Nach den Pappeln geht es „Am Lergesberg“ schon jetzt angenehm breit und asphaltiert weiter. In der Wiesenstraße kann der Radweg auch für beide Richtungen an der Feldseite geplant werden (wie südlich der Infraserv), wenn auch nicht einfach wegen der bestehenden Parkplätze, aber förderungswürdig? Und wer vom Park kommend noch schnell den Zug erreichen will, muss keine Schranke mehr passieren.
Pappeln faszinieren mit ihrem rascheln, wenn die Blätter im Wind zittern, und nasse Füße vertragen sie auch, wenn der Bach wieder mäandern und dem Hochwasserschutz dienen wird. Mit dem Park als gut zu befahrende Drehscheibe ist das Gewerbe an der Sulzbacher Hauptstraße auch für die transitierenden Radpendler den kurzen Abstecher wert. Für den steilen Abhang hinunter zum Park muss ohnehin eine elegantere Lösung mit geringem Gefälle gebaut werden.
Favorisieren wir den mäandernden Bach mit dem Drehkreuz der Rad- und Fußwege drumherum und darüber, mit Brücken, Erdbewegung und unkonventionellen Lösungen. Wir müssen nicht mit dem Quellenpark und seinem Hundertwasserhaus in Bad Soden konkurrieren
Zurück zum Radeln: Wer aus der Richtung des Aldi Supermarktes oder vom Oberliederbacher Weg zur bestehenden Route in den Park die Bahnseite wechseln muss, aber nicht an der geschlossenen Schranke warten möchte, fährt anstelle zu warten schonmal zur kleinen Brücke am Kaiser-Konrad-Weg. Radfahrer sondieren gerne Alternativen und hoffentlich die Befürworter des falschen Weges auch.

Armin Ningelgen,
Sulzbach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert