Zur „Vergabe von Krippenplätzen in der katholischen Kita“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Florian und Jana Böminghaus. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@sulzbacher-anzeiger.de.
Am 28. Februar fand in der katholischen Kindertagesstätte Sulzbach eine Verlosung zweier Krippenplätze statt. Geladen waren alle Familien, die angegeben hatten, 2023 einen Platz für ein Geschwisterkind zu benötigen. Das Problem: „Zu viele Geschwisterkinderanmeldungen für zu wenig vorhandene Plätze“. Das trat laut Leitung und Kitakoordinator erstmalig im ganzen Bistum auf.
Zuvor wurde immer dafür Sorge getragen, dass alle Geschwisterkinder einen der begehrten Plätze erhielten, weshalb wir und viele der anderen Familien davon ausgingen, dass dies auch diesmal der Fall sein wird. Unser Sohn wurde Ende Februar 2022 geboren und wenige Tage nach Geburt angemeldet. Mit der Anmeldung erhielten wir auf Nachfrage bereits eine mündliche Zusage, sodass wir uns auch in keiner weiteren Einrichtung anmeldeten.
Erst Ende des Jahres 2022 wurde erstmals auf das Problem hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits die Wartelisten der anderen Einrichtungen für einen Sommerplatz 2023 gefüllt und die Chance einen Platz zu bekommen sehr niedrig. Ende Februar 2023 erhielten alle betroffenen Familien die Einladung zur Verlosung.
Im Los-Topf waren acht Familien mit ungleichen Voraussetzungen. Weder Anmeldedatum noch Berufstätigkeit wurden berücksichtigt. Auf Arbeitsbescheinigungen wurde trotz der prekären Lage ganz bewusst verzichtet. Diese wären noch nie Bestandteil dieser Einrichtung gewesen. Erfordern aber nicht neue Situationen auch neue Maßnahmen? In anderen Einrichtungen ist es Pflicht einen Arbeitsnachweis zu erbringen, teilweise sogar jährlich, sodass dafür Sorge getragen wird, dass Alleinerziehende und oder die Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, einen Platz erhalten.
Wir wurden als fünftes Los gezogen und erhalten somit erst im Mai 2024 einen Platz, was den festgeplanten Wiedereinstieg in die Arbeit als Grundschullehrer zum 1. August 2023 deutlich erschwert. Familien, in denen der berufliche Wiedereinstieg deutlich später geplant ist, stehen vor uns auf der Rangliste und erhalten somit früher einen Platz. Im Anschluss an das Losverfahren haben wir selbstverständlich das Gespräch mit Leitung und Kitakoordinator gesucht, indem wir unsere Standpunkte zwecks Berufstätigkeit, frühzeitige mündliche Zusage und viel zu spätem Informationsfluss deutlich gemacht haben. Man vertröstete uns mit der Erarbeitung eines, wie es der Kitakoordinator nannte „ergebnisoffenen Verteilungsverfahrens“. Ob Erwerbstätigkeit eine Rolle spielen wird, konnte und wollte niemand zusichern.
Wir gehen daher nun diesen Weg und empfehlen eindringlichst, dass auch dieser Kindergarten sein Auswahlverfahren an die gängigen Sozialkriterien (Erwerbstätigkeit, Anmeldedatum, Alter des Kindes) anpasst und hoffen dazu beitragen zu können, dass zukünftig vorrangig Familien einen Platz erhalten, in denen beide Eltern berufstätig sind. Wir möchten noch betonen, dass wir mit der Betreuung des ersten Kindes in dieser Einrichtung sehr zufrieden sind und lediglich dieses unfaire Losverfahren sowie die viel zu späte Kommunikation anprangern.
Vielen Dank an alle unterstützenden Angebote befreundeter Familien und an die zuständigen Mitarbeiter der Gemeinde Sulzbach, die uns kompetente Hilfestellung geben konnten. Florian und Jana Böminghaus, Sulzbach