Vielleicht hätte man den Fußball-Nationalspielern einfach nur verbieten müssen, zum Friseur oder ins Tatoo-Studio zu gehen. Denn so raffiniert all die Undercuts und Unterarm-Malereien auch sein mögen, zeigen sie doch, dass den jeweiligen Trägern der Individualismus näher liegt als der Mannschaftsgeist. Der ist von den eitlen Edel-Kickern in den vergangenen Monaten offensichtlich für ein Gespenst aus dem vergangenen Jahrhundert gehalten worden. Dass die 16-beinigen Abwehr-Bollwerke des modernen Fußballs aber nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung geknackt werden können, wurde schlichtweg vergessen. Und so setzte es peinliche Niederlagen gegen Kolumbien, Polen und Japan.
Die Fans schimpften. Doch in Wahrheit sind sie der Nationalmannschaft ähnlicher, als sie es vielleicht glauben wollen. Denn auch die Deutschen, die nicht gut geföhnt vor einem Millionenpublikum das schwarz-weiße Trikot mit dem Adler überstreifen, haben irgendwie noch nicht begriffen, dass das Land in vielen Dingen nicht mehr Weltspitze ist und dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung bedarf – nicht um Tore zu schießen, sondern um den Wohlstand im Lande zu erhalten. Die Frage ist nur, wer in Berlin den Rudi Völler gibt.
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