Carlos Franz hat mit „Das verschwundene Meer“ einen packenden Roman vor dem Hintergrund des Militärputsches in Chile geschrieben. Mick Herrons „Joe Country – Ein Fall für Jackson Lamb“ ist der sechste Band seiner Kriminalromane um den MI5-Agenten. Stephan Lambys investigative Reportage „Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges“ ist eine einzigartige Schilderung der weltgeschichtlichen Ereignisse aus dem Inneren des deutschen Machtzentrums.
„Das verschwundene Meer“
Zwanzig Jahre, nachdem sie als Richterin abgesetzt wurde und aus ihrem Heimatland Chile nach Berlin floh, kehrt Laura Larco in die Kleinstadt Pampa Hundida zurück, eine in den Weiten der Atacama-Wüste verlorene Oase. Gleichzeitig kehrt auch Major Cáceres dorthin zurück, der damals, nach dem Militärputsch gegen den Präsidenten Salvador Allende, Kommandant eines Lagers für politische Gefangene nahe der Stadt gewesen war. Damals hatte er der jungen Richterin einen Deal vorgeschlagen: Für jede Nacht, die sie mit ihm verbringt, würde er einen Gefangenen freilassen. Laura lässt sich auf diesen „Pakt mit dem Teufel“ ein, nur um später festzustellen, dass sie betrogen wurde. Während in der Stadt ein ausgelassener heidnischer Karneval tobt, treffen die beiden erneut aufeinander.
Carlos Franz, geb. 1959, Sohn eines chilenischen Diplomaten in Genf, studierte Jura und Soziologie in Chile. Er arbeitete als Literaturkritiker für wichtige Zeitungen in Chile, Argentinien, Uruguay, Mexiko sowie als Professor für Literatur in Washington und Santiago de Chile. 1989 erschien sein erster Roman „Santiago cero“. Für seinen politischen Roman „Das verschwundene Meer“ („El desierto“, 2005) erhielt er im Erscheinungsjahr den Literaturpreis „Premio Internacional de Novela de la Nación/Sudamericana“.
Carlos Franz: „Das verschwundene Meer“
Übersetzt von Lutz Kliche
Mitteldeutscher Verlag, 2023. 480 Seiten, 30 Euro.
„Joe Country – Ein Fall für Jackson Lamb“
In Slough House, dem Abstellgleis des MI5, werden Erinnerungen wach – nur leider keine guten. Cathrine Standish kauft wieder Alkohol, und Louisa Guy wühlt in den Trümmern einer alten Liebe. Jackson Lamb quittiert das höchstens mit Flatulenz und einem Schluck Whiskey, doch selbst ihn holen die dunklen Schatten seiner Vergangenheit ein. Auf der Suche nach einem altbekannten Verräter schickt er seine Truppe ins Feld – aber nicht alle kehren zurück.
Mick Herron, geboren 1963 in Newcastle-upon-Tyne, studierte Englische Literatur in Oxford, wo er auch lebt. Seine in London spielende „Jackson Lamb“-Serie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem CWA Gold Dagger for Best Crime Novel, dem Steel Dagger for Best Thriller und dem Ellery Queen Readers Award, und mit Starbesetzung von Apple TV+ verfilmt.
Mick Herron: „Joe Country – Ein Fall für Jackson Lamb“
Übersetzt von Stefanie Schäfer
Diogenes, 2023. 480 Seiten, 18 Euro.
„Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges“
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die deutsche Regierung unter maximalem Druck. Falsche Entscheidungen können zu einer unkontrollierbaren Eskalation des Krieges führen, auch zu Not und Unruhen im eigenen Land. Der preisgekrönte Journalist Stephan Lamby hat Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner, Wolfgang Schmidt und andere in den dramatischen Monaten aus der Nähe beobachtet. Sein hochspannender Bericht liefert exklusive Einblicke in die Regierungszentrale während der schwersten internationalen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Seit Kriegsbeginnen müssen der Kanzler und seine Kabinettsmitglieder permanent Überzeugungen über Bord werfen: Waffen, Kohlekraft, Schulden. Wladimir Putin zwingt ihnen eine fremde, unbeabsichtigte Politik auf. Wie hält man so etwas aus? Was tut die Regierung, um den Krieg zu beenden? Wie kann Deutschland im globalen Kräftemessen bestehen? Von Beginn der Regierungszeit im Dezember 2021 war Stephan Lamby mit den wichtigsten Entscheidungsträgern unterwegs, in Washington, in den Hauptstädten Europas und asiatischen Mega-Cities, in der Sahelzone und am Arabischen Golf, auch in der deutschen Provinz. Und natürlich in Berlin. Er sah, wie Olaf Scholz und seine Regierung wegweisende Beschlüsse trafen und wie ihnen schwerwiegende Fehler unterliefen. Lambys investigative Reportage ist eine einzigartige Schilderung der weltgeschichtlichen Ereignisse – aus dem Inneren des deutschen Machtzentrums.
Stephan Lamby ist Dokumentarfilmer und Buchautor. Seit vielen Jahren bildet er mit seinen ARD-Dokumentationen die deutsche und internationale Politik ab, darunter „Nervöse Republik“, „Labyrinth der Macht“ und „Im Wahn“. Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, dem STERN-Preis und als Journalist des Jahres.
Stephan Lamby: „Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges“
C. H. Beck, 2023. 397 Seiten, 26,90 Euro.