Nachgeholt hat der Freundeskreis Deutsch-Französische Partnerschaft am jetzt die Feier zu seinem 40-jährigen Bestehen, auch wenn die Aussichten auf ein Weiterbestehen des Vereins trüb sind.
Am 21. März 1980 waren vier gestandene Herren aus dem Sulzbacher Gemeindevorstand auf Brautschau in Frankreich. Bürgermeister Berthold Gall sowie die Beigeordneten Claus Heide (CDU), Hans Kolb (FDP) und Günter Renneisen (SPD) hatten – wie sich der mittlerweile verstorbene Günter Renneisen erinnerte – eine „Kamikazefahrt“ von rund 600 Kilometer hinter sich, als sie die „Braut“ – einen Vorort von Paris namens Pont-Sainte-Maxence vor sich sahen.
Im Nebel und bei Dunkelheit waren sie in einem grauen Industriebetrieb gelandet. Und die vier „Kamikazefahrer“ stellten sich die Frage: „Bleiben wir hier oder fahren wir wieder nach Hause. Sie blieben. Am nächsten Tag, als sich der Nebel verzogen hatte, sahen sie eine liebenswürdige französische Kleinstadt in der Sonne liegen. Und die vier Boten aus dem Main-Taunus-Kreis waren sich einig: „Das ist die richtige Braut für Sulzbach. Pont-Sainte-Maxence wird die erste Partnerstadt.“
Diese Geschichte wurde immer wieder erzählt, wenn sich die Mitglieder des am 23. September 1980 gegründeten Sulzbacher „Freundeskreises Deutsch-Französische Partnerschaft“ zu Feiern oder anderen Anlässen trafen. Denn die „Ehe“ lief zunächst harmonisch. Viele Begegnungen gab es in Pont-Sainte-Maxence. Viele Freundschaften wurden geschlossen, deutsch-französische Partnerschaft an der Basis praktiziert.
Auch der Sulzbacher Partnerschaftsverein wuchs zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Es wurde viel gefeiert und viel gelacht. Das war auch jetzt noch so, als das 40-jährige Bestehen des Freundeskreises – wegen der Corona-Pandemie mit dreijähriger Verspätung – gefeiert wurde. Die Vorsitzende Doris Hickel legte zu aller Überraschung eine 45-seitige Festschrift in DIN-A4-Format mit einer Chronik des Vereins, interessanten Geschichten und vielen Erinnerungsfotos vor.
Bei dem Treffen schwang aber auch Wehmut mit. Denn – wie mehrfach berichtet – ist die Euphorie der ersten Jahre der Partnerschaft verflogen. Salopp ausgedrückt: Die „Braut“ hat keine Lust mehr. Vor allen Dingen deshalb, weil der derzeitige Bürgermeister von Pont-Sainte-Maxence, Arnaud Dumontier, kein Interesse mehr zeigt, die Kontakte nach Sulzbach zu pflegen.
Hinzu kommt eine Überalterung der Freunde der Jumelage auf französischer, aber auch auf deutscher Seite. Die Folge: Wenn es keine Kontakte mehr gibt zwischen Sulzbach und der Stadt in der Nähe von Paris, ist dem Verein seine Existenzgrundlage entzogen. Deshalb wird von einer möglichen Auflösung gesprochen.
Doch bei der Nachfeier des 40. „Geburtstags“ des Freundeskreises dominierte nicht die Angst vor der Zukunft, sondern die Erinnerung an schöne Jahre. Die Tische waren mit den Farben von Deutschland und Frankreich eingedeckt, es gab ein leckeres Mittags-Buffet, die Geburtstagstorte wurde angeschnitten, Dias aus den vergangenen Jahren gezeigt und die Jubiläumsfestschrift präsentiert.
Doris Hickl, die 1999 als Beisitzerin in den Vorstand kam und seit 2012 Vorsitzende ist, zog nach vier Jahrzehnten ein positives Resümee: „Wir haben alles richtig gemacht. Aus dieser Ehe wurden eine ganze Menge Freundschaften gewonnen, die 40 Jahre über mehr als eine Generation gehalten haben. Einige Freundschaften sind auch noch heute aktiv. Eine Freundschaft über Grenzen hinaus.“
Doris Hickl erinnerte an die gegenseitigen Besuche in Pont-Saint-Maxence und in Sulzbach, an Dia-Abende, Boule-Turniere, an die Stände beim Weihnachtsmarkt und beim Folklorefestival. Sie sprach vom Praktikantenaustausch in den jeweiligen Rathäusern, vom Schüleraustausch, Tennis- und Fußballturnieren, Kochabenden und vielem mehr.
Die Vorsitzende zeigt in dem Jubiläumsheft auf, dass sich über die gesamten 40 Jahre 196 Personen für den Verein interessiert hatten. Im Jahr 1993 wurde mit 106 Mitgliedern ein Rekord gezählt. Meist lag die Zahl über 90, heute zählt der Freundeskreis noch 45 Mitglieder, von denen 36 bei der Jubiläumsfeier dabei waren.
Wies es weitergeht, das ist noch offen. Aber Doris Hickl sagte bei der Jubiläumsfeier: „Wir haben unsere schönen Erinnerungen in unseren Herzen. Die kann uns keiner nehmen.“ red