30. November 2023

„Stumme Zeitzeugen“

Der Geschichtsverein Sulzbach lud zum letzten Dämmerschoppen in diesem Jahr ein

Der Hobbyhistoriker Joachim Siebenhaar zeigte beim Dämmerschoppen „Stumme Zeitzeugen“ auch das älteste Sulzbacher Flurdenkmal, den „Steinernen Jakob“. Foto: Schöffel

Über „Stumme Zeitzeugen“ in Sulzbach berichtete die Hobbyhistoriker Joachim Siebenhaar beim letzten Dämmerschoppen in diesem Jahr im Gewölbekeller der Bürgerzentrums Frankfurter Hof.

Das älteste Sulzbacher Flurdenkmal ist der „Steinerne Jakob“, der an der Mainzer Straße steht. „Über dieses Denkmal wurde in der Vergangenheit oft berichtet, auch in den Zeitungen“, sagte Joachim Siebenhaar, der auch Vorsitzender des Sulzbacher Geschichtsvereins ist, und widmete deshalb dem steinernen Denkmal eine längere Betrachtung. In den bekannten Sagenbüchern der näheren Umgebung stehe nichts über das Steindenkmal. Erst im Main-Taunus-Kalender von 1950 berichtete der Sulzbacher Volksschullehrer Wilhelm Klamp erstmals über den Bildstock an der Mainzer Straße.
Dazu schreibt Klamp: „Ein Landmann ackerte mit seinen Kühen und wurde von einem schweren Unwetter überrascht. Er wollte schnell fertig werden und trieb die Tiere unter Schlägen zu unmenschlicher Kraftleistung an. Die Wassermassen stauten sich in der Ackermulde. Ein Umkehren nach Hause war unmöglich. Der einsetzende Wirbelsturm warf Wagen, Kühe und Mann unwiderstehlich in Schlamm und Wasser. Alles fand darin den Tod.“
Klamps Darstellung wurde im Höchster Kreisblatt vom 10. September 1953 um folgende Variante ergänzt, dass jemand vom Blitz bei der Feldarbeit erschlagen wurde. Vielleicht war es ein Mann, der Jakob hieß.
1982 wurde der Stein auf Initiative des Geschichtsvereins ausgegraben. Nach der Reinigung sind im Schaft, unterhalb der Nische, Vertiefungen zu erkennen , die als Jahreszahl 1515 interpretiert wurden. Der Stein wurde im Hessenpark restauriert und am alten Ort wieder aufgestellt. „Der Platz für die Errichtung eines Denkmals wurde niemals willkürlich gewählt“, führte der Referent weiter aus. Es gebe mit Sicherheit einen Zusammenhang zwischen dem Stifter und dem Stiftungsgrund. Der könnte hier aber nicht mehr beantwortet werden.
Dann vollzog Siebenhaar einen großen Zeitsprung. Nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wurden aufgrund des „Hurra-Patriotismus“ zahlreiche Kriegervereine gegründet. 1873 auch in Sulzbach. Namensgeber war der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III. In einer Feierstunde wurde eine Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen in der evangelischen Kirche eingemauert. Mitte der 30er Jahre ging der Krieger- und Militärverein im Deutschen Reichskriegerbund auf.
„Der nächste steinerne Zeitzeuge ist das Haus des Geologen Otto Volger, der 1882 das Haus an der heutigen Bahnstraße 10 erworben hatte“, wusste Joachim Siebenhaar zu berichten. Volger, Erbauer der ersten Frankfurter Wasserleitung, war ein großer Verehrer von Philipp Jakob Cretzschmar, für den er in seinem Garten ein Denkmal errichtete. 1981 beschloss die Gemeindevertretung, an Volgers ehemaligem Wohnhaus eine Bronzetafel anzubringen. Das Metallrelief wurde 1982 von der Sulzbacher Bildhauerin Hannelore Tegender entworfen. gs

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