Mona Köhler-Schindler, NATO-Diplomatin und Stabsoffizierin sowie Abiturientin des Jahres 2012, war vor Weihnachten zu Gast an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, der Albert-Einstein-Schule. Dort sprach sie mit Oberstufenschülerinnen und -schülern.
Valerie Chamboncel, ihre ehemalige Leistungskurs-Lehrerin, bezeichnete Mona Köhler-Schindler bei ihren einleitenden Worten als „eine meiner engagiertesten Schülerinnen“, und je länger in ihrer Vorstellung des Gastes die Liste der bisherigen Stationen und Einsatzorte wurde, desto verblüffter waren die Oberstufen-Schülerinnen und -schüler.
Dazu zählen ein Master-Abschluss in internationalen Beziehungen an der Universität Aberdeen und ein Executive Master über das internationale Recht bewaffneter Konflikte an der Genfer Akademie für humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte und dem Graduierteninstitut Genf. Nach dem Studium arbeitete sie in einem jordanischen Flüchtlingslager an der syrischen Grenze, im Anschluss für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Polizeiprogramm Afrika in Kamerun und im Tschad. Dann war sie im NATO-Hauptquartier in Brüssel, unter anderem in der Abteilung für Terrorismusbekämpfung, im Programm „Wissenschaft für Frieden und Sicherheit“ und im Zentrum für strategische Analysefähigkeit tätig.
Von 2017 bis 2019 war Mona Köhler-Schindler die politische Beraterin für den Hohen Zivilbeauftragten der NATO in Afghanistan, Schwerpunkt politische Bewertungen und zivil-militärische Zusammenarbeit im Land. Sie war Mitglied des Internationalen Stabes der NATO in Afghanistan und Belgien. Schließlich arbeitete sie im Menschenrechts- und Antiterrorismusprogramm des OSZE-Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (BDIMR) in Warschau. Und nun ist sie als Stabsoffizierin für Klimasicherheit im NATO-Hauptquartier in Brüssel tätig, mit dem Fokus auf Umsetzung der NATO-Agenda für Klimawandel und Sicherheit.
Für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer war es kaum zu glauben, dass Mona Köhler-Schindler all diese Stationen in gerade einmal zwölf Jahren in den Koffer ihrer Vita „gepackt bekam“. Nachdem die NATO-Diplomatin von ihren Erfahrungen auf diesen Berufsstationen äußerst kurzweilig zu berichten wusste, waren die Oberstufen-Schülerinnen und -schüler in der anschließenden Fragerunde kaum zu bremsen.
Mehrere Fragen bezogen sich auf ihre, wie die Schüler meinten, ungewöhnliche Rolle als weibliche Diplomatin inmitten von Krisengebieten. „Gibt es in Ihrem Arbeiten Unterschiede dazu, wie männliche Kollegen arbeiten“, wollte eine Schülerin wissen. Mona Köhler-Schindler antwortete anschaulich, es habe zum Beispiel zunächst ganz praktisch gar keine Stahlhelme in ihrer Kopfgröße gegeben. Auch sei sie bisweilen im ersten Moment etwas schräg angesehen worden, vor allem von Kollegen aus dem Ausland. Dafür aber seien ihr Dinge von Frauen anvertraut worden, die einem männlichen Kollegen so nicht erzählt worden wären. Und wenn zum Beispiel afghanische Generäle und Bodyguards es zunächst als ungewöhnlich angesehen hätten, sich einer Frau gegenüber zu sehen, habe anschließend zumeist ein Umdenken und eine Entwicklung eingesetzt, wenn diese erkannt hätten, dass auch Frauen diese Arbeit genauso gut leisten könnten.
Ob ihr Job nicht gefährlich sei, wollte eine weitere Schülerin wissen. Nein, lautete die Antwort von Mona Köhler-Schindler. Zumindest nicht in Brüssel am Schreibtisch. Auf internationaler Mission dann bisweilen schon. Man gehe gewisse Risiken ein. Auf die Schwierigkeiten des Berufs angesprochen, antwortete sie, die vielen Reisen ließen im Ganzen nur schwer ein geregeltes Familienleben zu, es gebe keine Wochenenden und letztlich keine längeren Phasen der Freizeit. Ob es denn typisch sei, so oft wie sie den Einsatzort zu wechseln, war eine weitere Frage. „Flexibilität und das Einlassen auf andere Kulturen ist absolut notwendig. Wenn man dann zurückkehrt nach Deutschland, nimmt man die Lebensrealitäten der beiden Länder als sehr divergent war“, erklärte die NATO-Diplomatin
Mit Blick auf das an der AES zu erwerbende Abitur Baccalauréat betonte Köhler-Schindler mehrfach die Rolle der fließend gesprochenen Fremdsprachen als Türöffner in ihr Berufsleben: „Sehr gute Sprachenkenntnisse sind natürlich ein Einstellungsmerkmal in vielen Berufsfeldern.“
Zum Ende der Doppelstunde wollten die Schüler noch einiges über die nicht gleich auf der Hand liegende Verbindung von Terrorismusbekämpfung und Klimasicherheit erfahren, den derzeitigen Haupt-Einsatzbereich von Mona Köhler-Schindler. Sie hob dabei hervor, der Klimawandel könne sich durchaus auch auf die Sicherheit der NATO-Partner auswirken, so zum Beispiel als Bedrohungsmultiplikator, denn der Verlust von Lebensgrundlagen und Ressourcenknappheit könne zu erhöhten Konflikten und Terrorismus führen. Oder bei Überforderung von Behörden aufgrund zu vieler gleichzeitiger Krisen, was ein Hinzuziehen des Militärs zu Unterstützungszwecken nach sich ziehen könne.
Es gebe aber auch jetzt schon konkrete Veränderungen im praktischen Einsatz des NATO-Militärs, die durch den Klimawandel bedingt seien: Es gebe immer mehr Einsätze der NATO unter immer extremeren Bedingungen: Sandstürme, Temperaturen weit über 40 Grad, Waldbrände, Staub, der Helikoptereinsätze unmöglich mache, ansteigender Meeresspiegel und -temperatur, die sich auf U-Boot-Einsätze auswirkten.
Ganz am Ende wollte ein Schüler noch wissen, wie viel sie denn als Diplomatin im Dienste der NATO verdiene. Ohne konkreter zu werden verwies Mona Köhler-Schindler darauf, dass es die Arbeit selbst sei, die sie höchst zufrieden sein lasse, nicht das Gehalt für die Arbeit: „Ich würde diese Arbeit wahrscheinlich auch unbezahlt tun, so viel Freude bereitet sie mir. Das ist die höchste Motivation für das, was ich tue.“ red