26. Januar 2024

„Wenn Gegenstände erzählen könnten“

Aktion zum 45-jährigen Bestehen des Sulzbacher Geschichtsvereins

Die Nähmaschine der Großmutter von Ruth Schöffel erzählt als erstes ihre Geschichte aus der Reihe „Wenn Gegenstände erzählen könnten“ des Sulzbacher Geschichtsvereins. Foto: Geschichtsverein

Wie bereits berichtet feiert rer Geschichtsverein „Reichsdorf Sulzbach“ in diesem Jahr sein 45-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr möchte der Verein mit einer neuen Reihe auf den Geschichtsverein aufmerksam machen und das Interesse der Sulzbacher Bürgerinnen und Bürger für „Gegenstände aus dem Leben, die Geschichten erzählen“ wecken. Unter diesem Motto berichtet der Verein einmal im Monat im Sulzbacher Anzeiger. Im Januar erzählt eine Nähmaschine der Firma Singer ihre Geschichte.

Mit der Seriennummer H478278 konnte das Herstelldatum vom 2.Juli 1906 ermittelt werden. Wann genau die Nähmaschine in den Besitz von Magdalene Müller, geborene Schenk, gekommen ist, war von Ruth Schöffel nicht mehr ganz nachzuvollziehen. Die Großmutter von Ruth Schöffel wurde 1892 in Frankfurt geboren und hat nach der Volksschule eine Lehre als Weißzeugnäherin bei Julie Samsz in Frankfurt absolviert und danach von April 1908 bis September 1913 im Bettenhaus Georg Amendt gearbeitet.
Nach der Hochzeit beendete sie ihre Tätigkeit und nahm Nähaufträge für zu Hause an. Auf der Nähmaschine wurden Oberhemden, Hemdkragen, die nach dem Verschleiß abgetrennt, umgedreht und wieder angenäht wurden, Kleider, Unterröcke, Schürzen, Nachtwäsche, Bettwäsche, alles aus bester Seide, Satin, Leinen und Baumwolle genäht. Neben Paradekissen und Zierkissen hat sie auch für ihre beiden Kinder die Kleidung und später für die vier Enkelinnen die Aussteuerbettwäsche Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre darauf genäht. Häkelspitzen, Borde, Volant, Macrame-Spitzen und feinste Zierstoffe wurden auf der Maschine verarbeitet.
Bis 1959 stand die Nähmaschine in Seckbach im Elternhaus am Fenster mit Blick auf den Hof. Danach zog die Nähmaschine mit nach Eschersheim in das eigene Haus um. Genäht wurde darauf noch bis Ende der 70ziger Jahre. Nach dem Tod der Großmutter im Jahr 1985 hat Ruth Schöffel die Nähmaschine mit allen noch vorhanden Utensilien nach Sulzbach geholt. Genäht wurde darauf allerdings nicht mehr. Nach 118 Jahren hat die Nähmaschine nun ihre neue Heimat im Ausstellungsraum des Geschichtsvereins Reichsdorf Sulzbach im Bürgerzentrum Frankfurter Hof gefunden. Die Schenkung mit der überlieferten Geschichte wurde vom Verein gerne angenommen.
Wer auf dem Dachboden, im Keller oder bei Haushaltsauflösungen auf Gegenstände stößt, die eine Geschichte zu erzählen haben und die veröffentlicht werden soll, darf gerne mit dem Geschichtsverein per E-Mail an Alfred.Schrodt@t-online.de oder unter der Telefonnummer 06196/73283 Kontakt aufnehmen.
Mit einer Motorradjacke wird die Reihe im Februar fortgesetzt. red

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