Auf große Resonanz stieß am Montagabend die Podiumsdiskussion des Sulzbacher Anzeigers zum anstehenden Bürgerentscheid über das Bürgerhaus. Rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten im Saal eben jenes Bürgerhauses, welche Argumente für und gegen einen Erhalt des Gebäudes sprechen.
Wie berichtet müssen die Sulzbacherinnen und Sulzbacher am 18. Februar bei einem Bürgerentscheid darüber entscheiden, was aus dem Gebäude am Platz an der Linde werden soll. Die Gemeindevertretung hatte im Juni 2023 mit großer Mehrheit entschieden, Planungen in die Wege zu leiten, das Bürgerhaus abzureißen und durch einen Neubau mit Tiefgarage zu ersetzen, der eine Gastwirtschaft, Vereinsräume und Wohnungen für Senioren enthalten soll, aber keinen Saal mehr haben wird. Dagegen hat die Bürgerinitiative „Bürger fürs Bürgerhaus“ ein Bürgerbegehren angestrengt, das die erforderliche Anzahl an Unterschriften erreichte, so dass nun alle Sulzbacher abstimmen dürfen, ob der Beschluss vom Juni aufgehoben wird oder nicht.
Auf dem Podium verteidigten Dieter Geiß (CDU), Forian Bütow (B90/Die Grünen), Stefan Hartmann (FDP) und Manfred Reccius (Freie Wähler) den Beschluss. Ihnen widersprachen Hans Weihrauch und Peter Hoppe von der Bürgerinitiative, Architekt Antonius Bieker und der Vorsitzender der Sulzbacher SPD, Matthias Jahn.
Die Gegner eines Abrisses betonten einmal mehr, dass die Bausubstanz des Gebäudes gut sei und dass es aus baulicher Sicht keinen Grund gibt, das Bürgerhaus abzureißen. Auch die Barrierefreiheit der „Linde“ könne mit einfachen Mitteln erreicht werden. Die Vertreter des „Ja-Lagers“ hoben darüber hinaus die Bedeutung des Bürgerhauses für den Sulzbacher Ortsmittelpunkt heraus. Zudem kritisierten sie, dass die Gemeindevertretung zwar den Abriss beschlossen hat, aber bisher kein schlüssiges Konzept für einen Neubau vorgelegt hat. Mit wenigen Seniorenwohnungen könne ein Neubau nicht finanziert werden und die geplante Tiefgarage im mutmaßlich felsigen Untergrund würde die Kosten unkalkulierbar in die Höhe treiben.
Die Befürworter eines Neubaus betonten dagegen immer wieder, dass im Juni ja nur ein Grundsatzbeschluss getroffen worden sei, das gesamte Areal neu zu überplanen. Konkrete Pläne gebe es noch nicht und die zukünftige Bebauung würde im Dialog mit den Bürgern erarbeitet werden. Anhand der Nutzungszahlen des Bürgerhauses belegten sie, dass der Saal nicht mehr gebraucht wird, weil es mit dem Bürgerzentrum Frankfurter Hof, den Sälen der Kirchengemeinden und den Turnhallen ausreichend Räume für Vereinsaktivitäten in Sulzbach gibt. Vor diesem Hintergrund bietet nach Überzeugung des „Nein-Lagers“ eine millionenteure Sanierung des Gebäudes keinen Mehrwert für die Gemeinde.
Als Moderator ging Mathias Schlosser, der Herausgeber des Sulzbacher Anzeigers, zweieinhalb Stunden lang die verschiedenen Aspekte der Debatte durch, wobei auf der Bühne hart, aber fair gestritten wurde. Das Publikum stand überwiegend auf der Seite der Abriss-Gegner und brachte das immer wieder deutlich zum Ausdruck.
In einer der Diskussionspausen interviewte Mathias Schlosser auch Bürgermeister Elmar Bociek, der sich für einen „mutigen Neuanfang“ und damit für einen Abriss des Bürgerhauses aussprach. Gleichzeitig versprach er aber, dass er und seine Verwaltung das Ergebnis des Bürgerentscheids selbstverständlich respektieren werden, auch wenn das Ergebnis eine Sanierung des bestehenden Gebäudes bedeutet. Wichtig war Elmar Bociek vor allem, dass der lange Streit über das Bürgerhaus keine Gräben hinterlassen darf. „Es wäre schlimm, wenn es deswegen zu einer Spaltung in der Gemeinde kommt.“ sa