wir feiern in diesem Jahr ein Ereignis, dass auf besondere Weise an den ebenso friedlichen wie erfolgreichen Widerstand gegen äußere Eingemeindungsbestrebungen und einen starken Auftritt der Sulzbacher Bürgerschaft erinnert, mit dem Resultat einer auch für die Zukunft gut aufgestellten, selbständigen Gemeinde.
In einer Auftaktveranstaltung wollen wir persönliche Eindrücke von Zeitzeugen hören und mit ihnen gemeinsam die Geschehnisse des Sommers 1974 Revue passieren lassen.
Wir laden Sie schon heute zu einem Bürgertreff am Freitag, 19. April, in die Gaststätte „Zur Linde“ ein. Ab 19.00 Uhr gibt es zum Schoppen eine kleine Auswahl Sulzbacher Spezialitäten für den kleinen Hunger und jede Menge Gesprächsstoff.
Da die Gaststätte nur über eine begrenzte Anzahl an Sitzplätzen verfügt, geben wir Eintrittskarten aus, die ab sofort im Sulzbacher Rathaus erhältlich sind. Der Eintritt ist frei.
Das Jubiläumsjahr nehmen wir zum Anlass, den Ort und die Gemeinschaft in einem großen Fest am Samstag, 20. Juli, zusammenzubringen. Unterstützt werden wir hierbei durch Sulzbacher Vereine und Institutionen aus dem Main-Taunus-Kreis, die sich und ihr Angebot in vielfältiger Weise präsentieren. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit an einer Fahrradkodierung teilzunehmen.
Ein ganzer Nachmittag (14:00 – 18:00 Uhr), an dem sich das komplette Parkgelände in einen Bürgertreff verwandelt, bevor dann die Neue Philharmonie Frankfurt den ersten der beiden Veranstaltungstage mit einem großartigen Crossover-Programm beschließt. Für die kleinen Festbesucher wird es am Nachmittag attraktive Aktionen rund um den Spielplatz am Rathaus geben und auch für den leiblichen Genuss wird gesorgt sein.
Das Festzelt am Lergesberg wird am Sonntag, 21. Juli, Schauplatz für einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst, zu dem wir Sie um 10:00 Uhr ebenfalls herzlich einladen. Beim anschließenden Frühschoppen mit zünftiger Blasmusik lassen wir das Wochenende ausklingen.
Eine Übersicht über alle Aktivitäten und Mitwirkenden entnehmen Sie bitte den Veröffentlichungen der nächsten Zeit.
Ich freue mich auf die Jubiläumsfeierlichkeiten, gemeinsam mit Ihnen!!
Herzlichst
Ihr
Elmar Bociek
Bürgermeister
Was damals geschah ….
Zusammenfassend hatte die Frankfurter Allgemeine die Ereignisse aus den siebziger Jahren folgend beschrieben, die hier in gekürzter Version wiedergegeben wird.
In beiden Dörfern läuteten am späten Abend die Glocken; junge und alte Menschen organisierten zur Feier des Ereignisses in Kriftel spontan einen Fackelzug und zogen, begleitet vom Fanfarenzug, zu Hunderten durch die Gemeinde. In Sulzbach heulten zudem die Feuerwehrsirenen, und am Fahnenmast wurden zwei neue Gemeindefahnen hochgezogen. Gesangsvereine brachten den Gemeindevätern ein Ständchen: Der 20. Juni 1974 ist ein denkwürdiger Tag geblieben. Damals entschied sich der Landtag exakt um 1938 Uhr dafür, beide Gemeinden als selbständig zu erhalten.
Damit ging für die beiden Kommunen Kriftel und Sulzbach ein sechs Monate langer Kampf erfolgreich zu Ende. Dabei war die Eingemeindung Kriftels in die Kreisstadt Hofheim schon beschlossene Sache gewesen. Ebenso sollte Sulzbach ein Stadtteil von Bad Soden werden. Doch in Wiesbaden hatte niemand mit dem scharfen Widerstand aus den Dörfern gerechnet: In der Obstbaugemeinde wurde ein „Arbeitskreis Gebietsreform“ gebildet, der fortan sämtliche Aktivitäten und Initiativen zur Verhinderung des Vorhabens auf demokratischem Wege koordinieren sollte.
Auch in Sulzbach sahen die Mandatsträger keine Notwendigkeit, ein Stadtteil Bad Sodens zu werden. Schon damals zeichnete sich eine positive wirtschaftliche Entwicklung mit steigendem Steueraufkommen und wachsender Einwohnerzahl ab. Eine „Zwangsehe“ mit der Kurstadt wollten Politiker aller Parteien deshalb nicht eingehen.
Nach Auffassung der Gemeindevertretung hatte die Ministerialbürokratie vielmehr das ursprüngliche Ziel der Gebietsreform. die Leistungsfähigkeit der Verwaltung im Interesse des Bürgers zu verbessern, „aus den Augen verloren“. Angeführt von Bürgermeister Karl Reinke (SPD), charterten deshalb die Sozialdemokraten sogar Mitte Juni einen Bus, fuhren damit gemeinsam zur Tagung der hessischen SPD-Parteispitze nach Bad Orb und sprengten dort die Versammlung.
Sie forderten Ministerpräsident Albert Osswald (SPD) und alle anwesenden Landtagsabgeordneten auf, sich für die Unabhängigkeit Sulzbachs einzusetzen. Die beiden vom Verlust der Selbständigkeit ihrer Gemeinden bedrohten Bürgermeister übten über Parteigrenzen hinweg den Schulterschluss: Am 18. Juni trafen sich die damaligen Amtsinhaber von Kriftel und Sulzbach, Hans-Werner Börs (CDU) und Reinke, um einen Meinungsumschwung zu bewirken.
Zwei Tage später reisten sie, mit umfangreichen Unterlagen ausgestattet, nach Wiesbaden. Dort erfuhren sie, dass das Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises noch am selben Tag vom Landtag endgültig verabschiedet werden sollte. In den verbleibenden wenigen Stunden wurde dann tatsächlich noch eine Wende erreicht.