Seit einigen Tagen kommt sie immer wieder vorbei, wird langsam zutraulicher und blickt schon fast sehnsüchtig in Richtung Terrassentür. Diese kleine schwarz-weiße Katze mit dem kurzen Schwanz sucht doch bestimmt Anschluss und eine neue Familie. Oder? Die in Sulzbach ansässige Tierschutzorganisation „Tasso“ warnt vor der häufigen Fehlannahme, dass fremde Katzen immer unsere Hilfe brauchen und weist darauf hin, dass die meisten vierbeinigen Gartenbesucher ein Zuhause haben.
Gerade jetzt im Frühjahr sind Katzen mit Freigang wieder häufiger draußen unterwegs und durchstreifen die anliegenden Gärten auf der „Suche nach einem Abenteuer“, wie „Tasso“ freundlich die Jagd auf Singvögel umschreibt. Fremde Katzen seien jedoch keineswegs automatisch auf Hilfe angewiesen. „Tasso“ rät daher: „Tierfreundinnen und Tierfreunde sollten fremde Tiere zunächst genau beobachten.“
Ist das Tier eindeutig verletzt oder in einer Notlage, ist es wichtig zu helfen. Bei diesem Tier kann dann bei einem Besuch in der Tierarztpraxis überprüft werden, ob es einen Transponder trägt, bei „Tasso“ registriert ist und gegebenenfalls vermisst wird. Ist eine fremde Katze eher ungewöhnlich scheu oder verängstigt, könnte es sich um eine entlaufene Wohnungskatze handeln. In diesem Fall können aufmerksame Menschen zunächst in der Nachbarschaft nach Suchplakaten Ausschau halten, Menschen in ihrem Umfeld ansprechen oder auf der „Tasso“-Webseite unter den aktuellen Suchmeldungen schauen, ob ein entsprechendes Tier vermisst wird. Zudem leben in Deutschland viele Katzen im Verborgenen ohne Anschluss an den Menschen. Sie sind besonders scheu und kommen Menschen in der Regel nicht zu nahe. Streunerkatzenkolonien werden häufig von Tierschützerinnen Tierschützern betreut und versorgt.
Davor, eine fremde Katze einfach aufzunehmen und davon auszugehen, dass sie sich nun ein neues Zuhause gesucht hat, warnt „Tasso“ ausdrücklich. „Es ist nicht nur gegen das Gesetz, ein Fundtier einfach zu behalten, sondern es bricht auch den Menschen das Herz, bei denen die Katze lebt und die sie verzweifelt suchen“, sagt „Tasso“-Leiter Philip McCreight. Wer ein fremdes Tier an sich nimmt, ist verpflichtet, den Fund beim örtlichen Fundbüro zu melden. Alternativ kann ein Tier auch ins Tierheim gebracht werden, dann wird die Fundmeldung in der Regel von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort erstellt.
„Wir erleben in der ‚Tasso’-Notrufzentrale immer wieder, dass Katzen plötzlich nach Jahren wieder zu ihren Familien zurück vermittelt werden können. Sie haben dann oft schon lange bei einer anderen Familie gelebt, die nicht wusste, dass die Katze woanders vermisst wird. Erst als bei einem notwendigen Tierarztbesuch der Transponder ausgelesen wurde, fiel dann auf, dass das Tier auf eine andere Familie registriert ist“, erzählt Philip McCreight und ergänzt: „Das ist dann für alle Beteiligten schwierig. Für die Katze, die oft irritiert ist, wenn sie plötzlich ihr neues Zuhause verlassen muss, für die Menschen, die sie in der Zeit umsorgt und liebgewonnen haben und für die eigentlichen Halterinnen und Halter, die unnötig lange in Sorge um ihr geliebtes Tier waren.“ red