5. April 2024

Erinnerungen an unvergessliche Feiertage

Jubelkonfirmation mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der evangelischen Kirche

Etliche Jubilare begrüßte Pfarrer Axel Elsenbast (hinten Mitte) in der evangelischen Kirche am Platz an der Linde, darunter die 95-jährige Hilde Mirwald (vorne Mitte), die vor 80 Jahre an gleicher Stelle konfirmiert worden ist . Foto: Mirwald

Es war ein unvergesslicher Tag der Erinnerung und der Wiedersehensfreude. 38 Frauen und Männer aus Sulzbach und von außerhalb feierten vor Ostern in der evangelischen Kirche Jubelkonfirmation. Sie waren vor 50, 60, 65, 70 und 80 Jahren konfirmiert worden.

Die Zahl der Jubelkonfirmanden und Jubelkonfirmandinnen war in diesem Jahr so groß, weil das Fest im vergangenen Jahr ausfallen musste. Der Grund war, dass die Pfarrerstelle nach dem Weggang von Michael Gengenbach einige Zeit nicht besetzt war. Eine Besonderheit war für Pfarrer Axel Elsenbast und die gesamte Gemeinde, dass 80 Jahre nach der Konfirmation die 95 Jahre alte Hilde Mirwald das seltene Fest der Eichenkonfirmation feiern konnte.

Bei allerbester Gesundheit und erfüllt von großer Dankbarkeit nahm sie die Segnung von Pfarrer Elsenbast entgegen. „Das ist ein besonderer Tag für mich, denn in dieser Kirche bin ich konfirmiert und getraut worden“, sagte Hilde Mirwald. Sie erinnert sich, dass vor 80 Jahren bei der mit einer Prüfung verbundenen Vorstellung bunte und bei der Konfirmation schwarze Kleider getragen wurden. Trotz der Kriegszeit konnte mit Dekan Carl Deißmann der Konfirmationsunterricht durchgezogen werden. Hilde Mirwald sagt, dass die jungen Leute damals nicht gespürt hatten, dass die Nationalsozialisten die Konfirmation beeinflussen oder gar verhindern wollten. Die 95-Jährige erzählt, dass die Konfirmandenschar nach dem Vorstellungsgottesdienst am 7. März 1943 gemeinsam mit der Bahn nach Frankfurt gefahren ist und um 13 Uhr im später im Krieg zerstörten gegenüber vom Hauptbahnhof gelegenen Schumann-Theater eine Vorstellung erlebte. Hilde Mirwald: „Danach gingen wir ins Café Hauptbahnhof.“ An besondere Geschenke freilich war 1943 nicht zu denken. Hilde Mirwald, geborene Hardt, war in der Hauptstraße 37 in der elterlichen Gärtnerei zu Hause. „Aber gefeiert werden konnte nicht, weil es nichts zu essen gab“, berichtet sie. Sie erinnert sich trotz der schlimmen Zeiten an eine schöne Jugend: „Wir waren jung und unbeschwert. Wir haben viel gesungen. Und dass wir bei Fliegeralarmen immer wieder im Keller Schutz suchen mussten, gehörte damals einfach dazu.“

Zur Feier der Gnaden-Konfirmation nach 70 Jahren trafen sich zwölf Frauen und Männer. Darunter war auch Christa Schmenger, geborene Kieser, aus Schwalbach, die damals zusammen mit zwei weiteren Schwalbachern in Sulzbach konfirmiert worden ist, weil die Nachbargemeinde seinerzeit rein katholisch geprägt war. Sie freute sich, die Weggefährtinnen und Weggefährten früherer Jahre nach langer Zeit wieder zu treffen. „Auch wegen Corona war das lange nicht möglich.“ Nach dem Gottesdienst konnten beim Mittagessen in der „Linde“ alte Erinnerungen aufgefrischt werden. So hatte es damals in Schwalbach auf dem Gelände der heutigen Geschwister-Scholl-Schule eine kleine Holzkirche für die wenigen evangelischen Einwohner gegeben. Dekan Carl Deißmann, der in Sulzbach evangelischer Pfarrer war, ist nach dem Gottesdienst – so ist es überliefert – im schwarzen Talar nach Schwalbach gelaufen, um dort Gottesdienst zu halten. Unter den 19 Personen, die nach 60 Jahren die Diamantene Konfirmation feierten, war auch Gerlinde Jansen, geborene Kleinsteuber. Sie lebt seit fünf Jahrzehnten mit ihrer großen Familie in Stolzenau an der Weser, hat aber nie den Kontakt zu ihrem Heimatort Sulzbach verloren. Mehrmals im Jahr nimmt sie die rund 400 Kilometer lange Anreise auf sich, um ihre Verwandten zu besuchen und an Treffen und Kurzurlauben mit ihrer einstigen Klassengemeinschaft teilzunehmen. „Es war für mich ein bewegendes Gefühl, nach 60 Jahren hier in der Kirche dieses Fest zu feiern. Ich konnte heute mit vielen Leuten reden, die ich lange nicht gesehen habe“, sagte Gerlinde Jansen. Sie erinnert sich noch an die Konfirmationsfeier im Gasthaus „Zum Taunus“, das früher am Großen Dalles in der Ortsmitte stand, wo heute der Finanzpunkt seinen Sitz hat. Ihre Schulkameradin und Freundin Marianne Runge, geborene Hornfeck, die heute als „Sulzbacher Käsfraa Marianne I. die Gemeinde repräsentiert, erzählt, dass damals zu Hause gefeiert wurde: „Das Wohnzimmer wurde ausgeräumt, und es gab Rinderbraten mit Kartoffelsalat.“

Pfarrer Axel Elsenbast erinnerte in dem eindrucksvollen Gottesdienst die Jubilare an ihre Konfirmation: „Das Leben lag vor ihnen. Gott gab ihnen damals den Rückenwind für den Lebensweg. Heute treffen sie sich und feiern gemeinsam. Manche erkennt man sofort wieder, andere haben sich verändert.“ Die Eichen-Konfirmation (80 Jahre) feierte nur Hilde Mirwald. Die Gnaden-Konfirmation (70 Jahre) begingen Christa Nettig, Irma Erni, Elsbeth Pflüger, Klaus Schmidt, Christa Schmengler, Edda Urban, Margret Amend, Edith Geiß, Christa Pruß, Theo Traband, Friedrich Christian und Edith Riehl. Eiserne Konfirmation (65 Jahre) feierte Elke Gürtler. Vor genau 60 Jahren wurden konfirmiert: Monika Dicke, Werner Anthes, Ingrid Artin, Doris Hettrich, Ilse Kunze, Heinz Müller, Rita Neuhaus, Walter Uhrig, Monique Dittombèe, Hans-Jürgen Dittombèe, Hubert Brendel, Hannelore Dannhäuser, Dieter Anders, Gerlinde Jansen, Helene Krause, Helmut Polley, Marianne Runge, Gudrun Hildmann und Renate Schwertner. Ihre Goldene Konfirmation (50 Jahre) feierten Christine Kolmar, Tina Götz, Rita Löffel, Birgit Schnee und Ulrike Hügel. red

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