23. Mai 2024

Wenn das Haustier Totenwache hält

Tierschutzverein rät zur Vorsorge

Wenn nachts beim zweiten Vorsitzenden des Tierschutzvereins Bad Soden/Sulzbach, Thomas Sentko, das Telefon klingelt und die Rufnummer der Polizei im Display leuchtet, weiß er, dass das nichts Gutes bedeutet. Dies war vor einigen Tagen wieder der Fall. Gegen 22 Uhr klingelte das Telefon. Eine 70-jährige Frau war verstorben und ihre drei Hunde hatten zwei Tage neben deren Leichnam ausgeharrt, bis Verwandte die Wohnungstüre öffnen ließen. Bereits eine Stunde später trafen die zwei Rüden (drei und zwei Jahre) sowie eine Hündin (acht Jahre) im Tierheim am Arboretum ein.

Fälle wie dieser und ähnliche erleben die Mitarbeiter der Tierheime nach Angaben des Tierschutzvereins regelmäßig. Durchschnittlich zwei bis drei Mal im Jahr komme es vor, dass Hunde aus solchen Fällen zum Tierheim gebracht würden. „Die Dunkelziffer auch zu toten Tieren kennen wir natürlich nicht. Ein weiteres Beispiel ist ein Drogentoter, bei dem zwei Katzen gefunden wurden. Auch dieser war mehrere Tage tot, bis er von der Polizei entdeckt wurde“, berichtet die Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Soden/Sulzbach, Therese Knoll. Immer wieder bringt die Polizei Tiere, die zum Beispiel nach einem Unfall ihrer Besitzer unversorgt in Wohnungen saßen. Hunde können durch andauerndes Gebell noch auf sich aufmerksam machen. Katzen, Kaninchen, Vögel und andere sind einer qualvollen Zeit des Hungerns oder Verdurstens ausgesetzt. „Gerade bei Unfällen lässt sich eine ganz einfache Vorsorge treffen: ein einfacher Zettel im Portemonnaie mit dem Hinweis, dass ein oder mehrere Haustiere allein und unversorgt zu Hause sind, könnte einige fürchterliche Situationen verhindern“, meint Thomas Sentko.

Unabhängig vom Alter der einzelnen Tierhalter, sollte jeder Tierhalter Vorsorge für das eigene Haustier treffen und sich um eine Notlösung bemühen, für den Fall der Fälle. Insbesondere alleinstehende Menschen seien hier angesprochen. Fragen jedoch die Tierheime bei der Beratung nach der Backup-Lösung für den neuen Hausgenossen, heißt es oft, dass man der- oder demjenigen einfach kein Tier aus welchen Gründen auch immer geben möchte. „Das gibt es nur in seltenen Fällen, wenn der Eindruck entsteht, dass jemand völlig naiv und gänzlich uninformiert an die Anschaffung eines Haustieres herangeht“, sagt Thomas Sentko. Als Beispiel berichtet er von einem Aushang, der bei den Einkaufswagen eines Supermarktes angebracht war. Auf diesem wurde ein Maltipoowelpe gesucht, in der Farbe hellbraun, möglichst stubenrein und an kleine Kinder gewöhnt. Man möge gerne Angebote machen. „Das sind Gesuche, die nicht davon zeugen, dass sich die zukünftigen Tierhalter verantwortungsvoll mit der Frage auseinandergesetzt haben, was bei einem neuen Familienmitglied zu bedenken ist, wie man verantwortungsvolle Züchter von verantwortungslosen Züchtern unterscheidet und welche Bedürfnisse das Tier beim Einzug in eine neue Familie hat“, meint der zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins. Diese Tiere würden dann häufig sehr schnell im Tierheim landen. red

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