28. Juni 2024

Eine wertvolle Puppenstube

Aus der Reihe „Wenn Gegenstände erzählen könnten“ des Geschichtsvereins Sulzbach

Diese Puppenstube im Rokoko-Stil des Herstellers Rudolf Szálasi fand die Liederbacherin Petra Folberth auf dem Dachboden. Foto: privat

Der Geschichtsverein „Reichsdorf Sulzbach“ feiert in diesem Jahr sein 45-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „Gegenstände aus dem Leben, die Ihre Geschichte erzählen“ berichtet der Verein einmal im Monat im Sulzbacher Anzeiger, dieses Mal über eine Puppenstube mit Möbel des Herstellers Rudolf Szálasi.

Die Puppenstube steht in Liederbach und wurde auf dem Dachboden von Petra Folberth gesichtet. Die Großeltern von Ihrem Ehemann stammten aus Siebenbürgen in Rumänien und sind über Wels in Oberösterreich nach Bayern gekommen. Ein Onkel der Familie zog nach Kelkheim und führte dort ein Bekleidungsgeschäft. Bei der Wohnungsauflösung des Schwiegervaters ist man dann auf diese wertvolle Puppenstube gestoßen.
Das ungarische Ehepaar Rudolf und Maria Szálasi gründete 1952 in einem Pfarrhaus in Rogglfing (Bayern) Ihr Unternehmen, dass sich auf die Herstellung von moderner und dekorativer Rokokokunst von Puppenstubenmöbel und Ornamenten spezialisierte. Diese liebevoll gestalteten Möbel aus den 1950er und 1960er Jahren bestehen größtenteils aus Holz und Kunststoff und sind dem Rokoko-Stil nachempfunden. Die Verzierungen wurden dabei mit einer Masse auf die Holzmöbel aufgebracht.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Szalasi und seine Frau ihre künstlerische Leidenschaft in diese Miniaturmöbel einfließen ließen. Einige Stuben waren mit handbemaltem Seidenüberzug, handvergoldet, elfenbeinfarbig, Gold und Pastellfarben. Puppen in Ballkleidern aus Tüll und Nylon, verschiedene Ziergegenstände, wie Kronleuchter, Ziervasen und vieles mehr gestaltet.
1964 erfolgte der Umzug in ein eigenes Firmengebäude nach Tann in Bayern. Der größte Teil der Exporte ging in die USA. 1994 erfolgte die Aufgabe der Firma aus Altersgründen. Die anspruchsvollen Puppenmöbel mit feinstem Handwerk hat heute noch ihre Liebhaber. In der Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Horst Lichter wurden die Sammlerstücke auch schon mal versteigert.
Petra Folberth erfreut sich Ihrer Sammlung und hat die Geschichte dem Sulzbacher Geschichtsverein überliefert.
Wer auf dem Dachboden, im Keller oder bei Haushaltsauflösungen auf Gegenstände stößt, die eine Geschichte zu erzählen haben, kann sich an den Geschichtsverein per E-Mail an GRS1979@gmx.de oder unter der Telefonnummer 06196/73283 wenden. Mit einem Löscheimer der Feuerwehr wird die Reihe im Juli fortgesetzt. red

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