In Sulzbach ging vor wenigen Tagen eine Ära zu Ende. Nach 57 Jahren schließt das Geschäft der Familie Noll, die mehr als ein halbes Jahrhundert die Kundschaft in Sulzbach und Umgebung mit frischen Eiern versorgt hat. Zuletzt führten Wilhelm Noll und seine Frau Karin das Ladengeschäft in der Cretzschmarstraße, in dem es neben frischen Eiern auch Kartoffeln, Obst, Dosenwurst, Nudeln, Nudelpuppen zum Verschenken und Eierlikör zu kaufen gab.
Aus Altersgründen haben sich Wilhelm Noll, der am 26. Juli 70 Jahre alt wird, und seine Frau Karin (67) nach einem langen Arbeitsleben in den Ruhestand verabschiedet. Sie sind dankbar, dass ihnen ein großer Kundenstamm über Jahrzehnte treuer Begleiter war.
Wilhelm Noll berichtet, dass sein Vater August im Jahr 1967 am Rande des heutigen Wohngebietes Haindell im Hohlweg oberhalb der Bahnlinie Höchst – Bad Soden eine Hühnerfarm errichtet hat. „Am Anfang war Platz für 6.000 Hühner, später für 10.000“, erzählt Wilhelm Noll. Unterstützt wurde August Noll von seinen damals noch sehr jungen Söhnen Erwin und Wilhelm.
Mit der Bebauung des Wohngebietes Haindell verkauften die Nolls dort Gelände. Wilhelm Nolls älterer Bruder Erwin siedelte um nach Klein-Weinbach bei Weilburg und begann mit einer Schweinezucht, spezialisierte sich dann aber auf den Anbau von Pilzen.
1980 wurde der Standort der Hühnerfarm von Sulzbach nach Elbtal-Heuchelheim bei Frickhofen im Westerwald verlagert. Senior August Noll war damals noch der Chef, seine jüngeren Söhne Volker und Rainer traten in seine Fußstapfen. Volker bewirtschaftete den Martinshof, Rainer den Hubertushof.
Wilhelm Noll blieb mit seiner Frau Karin, die aus Schladming in Österrreich stammt, der Statthalter in Sulzbach. Die Eier wurden aus dem Westerwald geliefert und in Sulzbach vermarktet – im Ladengeschäft im ursprünglichen Familienanwesen der Nolls in der Hauptstraße und in den vergangenen Jahren im Laden in der Cretzschmarstraße.
Darüber hinaus fanden die Noll-Eier Absatz bei Großkundschaft im Hochtaunus-Kreis und Main-Taunus-Kreis. Ob in der legendären Eberhards Scheuer in der Bad Sodener Feldgemarkung, im Berggasthaus „Rotes Kreuz“ im Hochtaunus, im Naturfreundehaus an der Billtalhöhe oder im Caféhaus und Bäckerei Waldschmidt, das in Sulzbach die Bäckerei Sohr übernommen hat und eine Filiale betreibt – überall gab und gibt es Noll-Eier.
Die Grußkundschaft wird weiter von dem Sohn von Wilhelm und Karin, Christian Noll, beliefert. Noll-Eier gibt es in Sulzbach weiterhin in der Bäckerei Waldschmidt, in Cemals Laden und beim Metzger Weber. Das gemütliche Lädchen in der Cretzschmarstraße ist für immer geschlossen.
Wilhelm Noll, der bei der Feuerwehr aktiv war und als Leierkasten-Mann beim Straßenfest und Weihnachtsmarkt für Unterhaltung sorgte, und seine Karin wollen jetzt den Ruhestand genießen – in dankbarer Erinnerung an ein ausgefülltes Arbeitsleben, bei, dem sich fast alles um das Ei drehte.
Karin und Wilhelm Noll sagen beim Abschied: „Ein Dankeschön an unsere treue Kundschaft. Wir werden uns stets an die vielen wunderbaren Begegnungen erinnern.“ red