Zum Artikel „Nicht durch Sulzbach“ in der Ausgabe vom 28. Juni erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@sulzbacher-anzeiger.de.
Der Fernradweg 4 (FRM4) soll vor allem Berufstätige mit Arbeitsplatz in Eschborn und Frankfurt ansprechen. Vor einem Jahr (29.06.23) erklärte die CDU im Anzeiger, die Neubautrasse oberhalb der Bahnlinie würde unter anderem die „kürzestmögliche … Wegeführung … in Richtung … Schwalbach/Eschborn ermöglichen.“ Eschborn liegt östlich, die Neubautrasse verläuft eher in Nord-Süd-Richtung.
Zu dieser Irreführung wurde noch eins draufgesetzt: In der vom Regionalverband koordinierten Machbarkeitsstudie zum Fernradweg (FRM4) haben die Verkehrsforscher mit der Neubautrasse laut Sulzbacher Anzeiger vom 2. Februar 2024 „die beste Route gefunden“. Das klingt sehr überzeugend, ist aber eine Täuschung. Über viele Seiten geht es in der Studie um die bereits beabsichtigte Trasse auf der Parkseite zu „Am Lergesberg“. Die notwendige Änderung des Hakenschlags „Am Lergesberg“ wird dann aber nicht behandelt, obwohl die Studie von Detailvorschlägen sonst nur so strotzt.
Im hinteren Teil der Studie erscheint plötzlich die Neubautrasse auf der anderen Seite (oberhalb der Bahnlinie) als „Vorzugstrasse“. Begründung? Keine. Darstellung der Problempunkte? Keine. Detailvorschläge zur Entschärfung? Fehlanzeige. Ganz hoch hängende Vorgaben wie Naturerhaltung und Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur wurden für den beabsichtigten Neubau kommentarlos über Bord geworfen. Durchgesetzt hat sich die Angst vor Nutzungskonflikten bei den anderen Trassenvarianten: das sind die Fußgänger im Park und die Parkplatznutzer in der Neugarten- und der Mühlstraße. Während die für das Arboretum zuständige Behörde die Nutzung vorhandener Wege für den Fernradweg ablehnt, hat der Grünstreifen, der für den Neubau geopfert werden soll, keine Behörde im Rücken.
Die Verwerfungen in der Studie legen nahe: die Neubaustrecke wurde der Darmstädter Machbarkeitsstudie durch Vorgabe aus Sulzbach in einem späten Stadium als „Vorzugstrasse“ eingepflanzt. Eine steuerfinanzierte, aufwendige Facharbeit wurde umdirigiert, um sie politisch und medial einzusetzen.
Die Studie war beim Regionalverband nur in Teilen abrufbar und damit unverständlich. Komplett erhielt ich sie auf Anfrage. Vielleicht hilft Nachhaken auch für den FRM4 durchs Arboretum oder am Heinrich-Kleber-Park? Am stärksten steigen die Nutzerzahlen mit der Liebe zur Strecke.
Gemäß Sulzbacher Anzeiger vom 28. Juni 2024 ließe sich „Die Gemeinde … dann durch eine Optimierung des eigenen Radwegenetzes gut an den FRM 4 anschließen.“ Das ist keine Kirchturmpolitik, sondern effektiverer Einsatz von Haushaltsmitteln. Das eingesparte Geld möge Radfahrhindernisse beseitigen, Lücken schließen, mit feinem Belag groben Schotter ersetzen. Ich wünsche mir zudem mehr Schutz gegen schwere Unwetter und viel mehr Bäume für ein besseres Mikroklima im Hinblick auf kommende Hitzeperioden. Sinnvollere Ausgabemöglichkeiten türmen sich gedanklich auf.
Armin Ningelgen,
Sulzbach