27. September 2024

Eine fast 100 Jahre alte Kaffeemühle

Geschichtsverein Reichsdorf Sulzbach: „Wenn Gegenstände erzählen könnten“

Diese alte Schoßkaffeemühle aus Buchenholz verwenden die Enkelkinder von Gaby Schrodt heute noch, um Getreidekörner zu mahlen. Foto: privat

Der Geschichtsverein „Reichsdorf Sulzbach“ feiert in diesem Jahr sein 45-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „Gegenstände aus dem Leben, die Ihre Geschichte erzählen“ berichtet der Verein einmal im Monat im Sulzbacher Anzeiger, dieses Mal über eine „KyM Old-Coffee-Grinders 9109“ Schoßkaffeemühle aus Buchenholz.

Die Kaffeemühle über die der Geschichtsverein heute berichtet, steht bei Gaby Schrodt auf einem Küchenregal und wurde bei einem Dorfflohmarkt in St. Peter Ording erworben. Der gezahnte Körper der Kaffeemühle ist aus lackiertem Buchenholz. Den Ausführungen nach, stammt die Mühle aus dem Jahre 1930 bis 1938.
Die Hand-Kaffeemühlen fand man in früheren Jahren in jedem Haushalt. Im Jahr 1826 gründete sich in Iserlohn die Firma „Kissing & Möllmann“ (K&M). Eine Firma zur Herstellung von Bronzewaren, Beleuchtungskörper und Haushaltswaren. Man kaufte zunächst Kaffeemaschinen aus dem Raum Remscheid und exportierte diese nach Russland und Polen.
Ab 1872 begann man mit der Produktion von Kaffeemühlen. Mit 25 Mitarbeitern wurden in 1877 bereits mehr als 50.000 Mühlen im Jahr produziert. „K&M“ wurde zum größten deutschen Kaffeemühlenhersteller mit rund 120 Mitarbeitern und 200.000 verkauften Kaffeemühlen. Der rasante Aufstieg endete mit dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise.
Im Zeitraum Ende der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre folgte die Umfirmierung der „K&M“ zu „KyM“. Mit ca. 320 Mitarbeitern wurden bis zu 800 Kaffeemühlen am Tag hergestellt. Mit der Einrichtung der Abteilung „Sonderfertigung“ wurde während der Kriegsjahre Bauteile für Flugzeugmotoren und später Zünder für Flakgranaten hergestellt. Nach 1945 wurde die Fertigung von Kaffeemühlen wieder aufgenommen die jedoch im Jahr 1962 dann eingestellt wurde. Während der „Retro-Phase“ in den deutschen Haushalten wurde von 1976 bis 1980 wieder einige tausend dieser Kaffeemühlen in drei Modellen aufgelegt. 1980 erfolgte dann die Stilllegung des Unternehmens. Das Firmengebäude in Iserlohn dient heute noch als technisches Kulturdenkmal. Unser Modell besteht aus einem gezahnten Mühlenkörper, lackierten Buchenholz, geschmiedetem Mahlwerk, Schiebedeckel und Kurbel aus vernickeltem Stahlblech und einer Trichtereinlage aus unlackiertem Aluminium. Dieses Modell ist eine einfache, handliche „Schoßkaffeemühle“ auf der die Enkelkinder von Gaby Schrodt heute noch Getreidekörner mahlen.
Wer auf dem Dachboden, im Keller oder bei Haushaltsauflösungen auf Gegenstände stößt, die eine Geschichte zu erzählen haben, kann sich an den Geschichtsverein per E-Mail an GRS1979@gmx.de wenden oder unter der Telefonnummer 06196/73283 anrufen. Mit antiken Kaffeemühlen setzen wir die Reihe im September fort. red

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