17. Oktober 2024

Ein philosophisches Konzerterlebnis

Der Kulturkreis „Wallauer Fachwerk“ lud in das Bürgerzentrum Frankfurter Hof ein

Für einen musikalischen Leckerbissen sorgten Sébastian Joly am Klavier und der Tenor Pablo Karaman. Foto: Mirwald

Beim philosophischen Konzertabend Anfang Oktober herrschte neben spannender Erwartung auch ein wenig Ratlosigkeit. „Vertonte Gedanken – wie sollen wir das verstehen“, fragte der Vorsitzende des Kulturkreises „Wallauer Fachwerk“, Hans-Peter Krecker, die Besucherinnen und Besucher im Bürgerzentrum Frankfurter Hof zur Begrüßung. „Ich hoffe, wir werden eine Lösung finden“, fügte er hinzu.

Deutlicher wurde es auch nicht, als die Moderatorin des Abends, die Philosophin Dr. Sofie Möller, vor dem ersten musikalischen Leckerbissen die „Gedichte mit Musik“ ankündigte und philosophierte: „Wir wollen erklären, was wir nicht erklären können.“
Doch als die Philosophin aus Dänemark, der Pianist Sébastian Joly aus Frankreich und der Tenor Pablo Karaman aus Portugal die vertonten Gedanken präsentierten, wurden die Fragezeichen aufgelöst. Es ging um das ewige Thema, um die Liebe. Um Glück in der Liebe, um Unglück in der Liebe, um Freude und um Schmerz. Um ein Thema, das mit Worten nicht immer einfach zu erklären ist, aber mit der Musik erklärbar wird.
Pablo Karaman präsentierte mit viel Gefühl die Arie des Werther, einer Figur von Johann Wolfgang von Goethe, aus der Oper „Pourquio me réveiller“ von Jules Massenet, als der unglückliche Werther fragte: „Warum muss ich aufwachen, warum darf ich nicht weiter träumen?“
Es folgten Stücke des Tenors Pablo Karaman von Francesco Paolo Tosti, bei denen auch der Dauerbrenner, die Liebe, besungen wurde. Dazu gehören die Sätze wie „Wir benutzen Liebe, um unserem Leben eine Existenz zu geben“ oder „Wir benutzen die Liebe, um alles zu vergessen“.
Dazwischen präsentierte Sébastian Jolys ein Klavierstück aus dem Nachlass von Franz Schubert mit dem Gedanken an den nahen Tod. Dann „Sole e amore“ von Giacomo Puccini, begleitet von dem philosophischen Spruch „Jeder Tag ist anders. Ich kann nicht sagen, ich setze mich hin und denke nach, und nach ein paar Jahren habe ich eine Antwort.“
Gesungen wurde in Deutsch, Italienisch, Französisch und Neapolitanisch. Und als am Ende des ersten Teils Pablo Karaman das „Marecchiare“ von Francesco Paolo Tosti anstimmte, lieferte Sofie Möller die Übersetzung: „Wenn der Mond aufgeht, lieben sich sogar die Fische im Meer.“
Im zweiten Teil gab es Lieder von Richard Strauß „Zuneigung“ und „Morgen“ zu hören sowie Titel von Claude Debussy und am Ende das feurige Finale mit „Funiculi, Funiculà“ von Luigi Denza. Als Zugabe wurde noch „O solo milo“ gesungen.
Das Publikum war begeistert und hatte begriffen, dass zu Fragen zum Dauerbrenner „Liebe“ die Musik oft gute Antworten geben kann. Aber wie gelingt es einem Tenor und einer Philosophin dies in einem abendfüllenden Konzert unter einen Hut zu bringen? Dazu sagte Sofie Möller: „Ich bin seit 18 Jahren mit Pablo Karaman verheiratet, wir leben in Köln. Ich habe Geige gespielt und früh den Bezug zur Musik gefunden.“
Mit dem in Sulzbach wohnenden Hans-Peter Krecker vom „Wallauer Fachwerk“ haben Sophie Möller und Pablo Karaman seit vielen Jahren künstlerischen und persönlichen Kontakt. red

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